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Seitenkanal des Monats: Mit dem Beschleunigungssensor mithören

Seitenkanalangriffe machen immer wieder Schlagzeilen, und auch im Digest haben wir in fast jeder Ausgabe ein spannendes neues Beispiel dafür. Diesmal haben sich Forscher der Texas A&M University den Beschleunigungssensor von modernen Smartphones angeschaut. Während eine App, die Zugang zum Mikrofon anfordert, direkt verdächtig ist, erscheint der Zugriff auf den Beschleunigungssensor harmloser – niemand wird dabei an abgehörte Gespräche denken. Der Doktorand Ahmed Tanvir Mahdad konnte aber zeigen, wie er mit dem Beschleunigungssensor wiederkehrende Anrufer und das Geschlecht des Anrufers recht sicher erkennen konnte. In Telefonaten gesprochene Ziffern konnte er zumindest mit 56 % Genauigkeit rekonstruieren, auch das ist schon recht erschreckend.

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Know Your Cloudnutzer – KYC für Cloud

An seinem letzten Amtstag hat Ex-US-Präsident Trump noch eine letzte Executive Order zur Cybersicherheit unterzeichnet. Nach dieser müssen US-Cloudprovider – gemeint sind vor allem IaaS-Anbieter – zukünftig ihre Kunden identifizieren (KYC – Know Your Customer), wie das im Bereich Banking bereits seit langer Zeit üblich ist. Das würde bedeuten, dass die Cloud-Dienste vielen ihrer Kunden die Accounts schließen müssten, bis diese Identitätsnachweise hochgeladen haben. Die Biden-Administration hat zumindest den Text des Dekrets sofort wieder von der Internetseite des Weißen Hauses getilgt.

https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/text-letter-speaker-house-representatives-president-senate-011921/

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Wider den reedlichen Mast- und Schotbruch der Integrität: UN verlangen IT-Resilienz von Schifffahrt

Während sich viele Konzerne auf dem Land und in der Luft schon länger um den Schutz ihrer Netze und Daten kümmern, verlangt die internationale Schifffahrtsorganisation der UNO, IMO, nun auch IT-Resilienz auf den Meeren. Seit Anfang des Jahres gelten neue Anforderungen für die Cyber-Sicherheit an Bord von Schiffen tausender Reedereien. Dafür wurden eigens die Regeln für den sicheren internationalen Schiffsbetrieb ergänzt, u. a. um ein Cyber-Risikomanagement. Systeme müssen nun durch technische und organisatorische Maßnahmen (TOM) geschützt werden.

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/it-ausfaelle-in-der-schifffahrt-wie-cyberattacken-den-welthandel-bedrohen/26781164.html

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Cyberei auf drei dabei: Cybersicherheit Top 3 Risiko weltweit

Cyber-Vorfälle sind laut Allianz Risk-Barometer 2020 von Platz 1 auf 3 der weltweiten Top-Unternehmensrisiken “abgerutscht” – wegen Corona. Platz 1 und 2 nehmen jetzt die Geschäftsunterbrechung (hoch von 2) und, wenig überraschend, die Pandemie (hoch von 17) ein. Allerdings betont der Report, der bereits im zehnten Jahr erscheint und auf Einschätzungen von über 2.700 Experten aus 92 Ländern beruht (CEOs, Risikomanager, Makler und Versicherungsexperten), dass diese drei Risiken nicht unabhängig voneinander zu betrachten sind. So hat Corona auch die Cyberlage verschärft, und Cyber ist einer der wesentlichen Risikofaktoren für Geschäftsausfälle. In Deutschland liegt das Thema übrigens sogar auf Platz 2, noch vor der Pandemie. Informationssicherheit bleibt also mit der formalen „Bronzemedaille“ national wie weltweit auch 2020 ff. eines der Schlüsselfelder für das Risikomanagement.

https://www.agcs.allianz.com/news-and-insights/news/allianz-risk-barometer-2021-de.html

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Gestorben MIT, nicht AN Cyber

Im Fall der Patientin, die nach verschiedenen, auch internationalen Berichten wegen eines Cyberangriffs auf die Uniklinik Düsseldorf bedauerlicherweise verstorben war, müssten wir nun zurückrudern – wenn wir hier im Digest nicht schon im vergangenen September zur Vorsicht gemahnt hätten. Auch die Staatsanwaltschaft ist inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass der Tod nicht ursächlich mit dem fehlgeleiteten Angriff zusammenhing, der eigentlich nur die Universität hätte treffen sollen.

Zukünftig müssen wir jedoch damit rechnen, dass Tod und Cyber immer häufiger aufeinandertreffen werden, einfach schon aufgrund der Statistik bei immer stärkerer Abhängigkeit von IT in allen Bereichen. Wie wollen wir als Gesellschaft damit umgehen?
Zwei Sichtweisen sind dabei nicht hilfreich: Zum einen das Verteufeln des Computers. Es ist richtig: Mit zunehmender Abhängigkeit von Rechnern und Netzen handeln wir uns zusätzliche Risiken ein. Sonst würden Sie diesen Digest übrigens gar nicht lesen, ich ihn vermutlich nicht schreiben. Und es ist sicher wichtig, jeden Todesfall zu analysieren und die allgemeine Entwicklung zu beobachten. Die Häufung von Todesfällen im Straßenverkehr seit den 50er Jahren hat zu Recht zu immer weiter verschärften Regeln beim Fahren geführt. Das ist jedoch nicht dasselbe, wie sensationslüstern auf die ersten Totgecyberten zu warten.

Auf der anderen Seite sollten wir der Versuchung widerstehen, das Thema kleinreden zu wollen. Das Beispiel Corona lehrt uns, dass es genug Menschen gibt, die ihre Ängste durch „Wegerklären“ zu verdrängen versuchen. Wenn innerhalb weniger Monate 150.000 US-Amerikanerinnen und Amerikaner zufälligerweise alle „mit“ Corona, aber „an“ Lungenentzündung sterben, dann ist dieses Ding möglicherweise doch nicht so „harmlos“ wie die im Übrigen auch nicht selten tödlich endende echte Grippe. Genauso muss uns eine Zunahme von Todes- und Unfällen und übrigens auch schon von near misses, bei denen der Computer zwar nicht „schuld“, aber beteiligt war, aufhorchen und die Risiken überdenken lassen. 

Haben wir also, sobald wir Corona überwunden haben, in den nächsten Jahren ein ruhiges, waches Auge auf das Sterben (an und) mit Cyber. Bitte bleiben Sie gesund!

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Impfforscher ja, Kaninchenquäler nein – Ransomware-Gruppe will selektive Gnade walten lassen

Die Ransomware-Gruppe SunCrypt gibt an, zukünftig Organisationen im Gesundheitsbereich schonen zu wollen und hat auch bereits ein Unternehmen von der Opferliste gestrichen. Zwar haben sich derartige Versprechungen in der Vergangenheit schon als Augenwischerei oder zumindest nicht nachhaltig entpuppt, die ethische Diskussion ist bei SunCrypt jedoch schon weit fortgeschritten. So will man nicht allgemein den Sektor verschonen, sondern etwa an COVID-Impfstoffen Forschende und Krankenhäuser, nicht jedoch Firmen, die Tierversuche für Kosmetika durchführen. Die nächste Kampagne soll übrigens gegen Cybersecurity-Firmen gerichtet sein… 

https://www.databreaches.net/suncrypt-ransomware-group-swears-off-medical-entities-sets-sights-on-cybersecurity-firms/

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Up to date & verfügbar: Neuer BSI-Podcast

Und noch einmal BSI: Das Bundesamt betreibt jetzt unter dem Titel “Update verfügbar” einen eigenen Podcast. Die Pilotfolge (34 Minuten) hat das Thema “Cyber-Sicherheit und Deep Fakes”. Mit den üblichen undiplomatischen Kommentaren etwa auf YouTube geht das Social Media Team des Bundesamts bisher galant um – und immerhin zeigen 52:1 Daumen von knapp 3000 Aufrufern bereits nach oben.

https://www.youtube.com/watch?v=WW7afBCUGow und “überall, wo es Podcasts” gibt

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Lesetipps September 2020

Fail Safe

Wunderschöne Liebeserklärung von Bloggerlegende Felix von Leitner (Fefe) an die Programmiersprache Rust im Speziellen und an sichere Programmiersprachen im Allgemeinen.

https://www.heise.de/hintergrund/Entwicklung-Warum-Rust-die-Antwort-auf-miese-Software-und-Programmierfehler-ist-4879795.html


Priceless

Der Privacy-Forscher Lukasz Olejnik rechnet vor, was anderen unsere Datenspuren im WWW wert sind.

https://lukaszolejnik.com/rtbdesc


Spannend

Sherrod DeGrippo von Proofpoint erzählt von den neuesten Entwicklungen in der Ransomware-Industrie. „Fallen zwei oder drei Gangs weg, kommen fünf neue.”

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/cybersicherheit-fallen-zwei-oder-drei-gangs-weg-kommen-fuenf-neue-1.5024654


It’s always DNS – aber sicher!

Das Tunneln von DNS-Anfragen über TLS (DoT) oder HTTPS (DoH) verspricht Sicherheits- und Datenschutzvorteile, die unser Kollege Michael Sehring hier untersucht:

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C5v2: BSI stellt aktualisierten C5-Katalog vor

Das BSI hat den 2016 veröffentlichten „Cloud Computing Compliance Criteria Catalogue” einer umfassenden Revision unterzogen. Der „C5“ wird von Cloud-Anbietern aller Größen zum Nachweis der Sicherheit von Cloud-Diensten verwendet. Die Aktualisierungen betreffen sowohl Formalia als auch die Kriterien, die an den aktuellen Stand der Technik angepasst wurden. Er enthält außerdem eine neue Domäne zur Produktsicherheit und berücksichtigt damit nun auch die Regelungen und Anforderungen des 2019 in Kraft getretenen EU Cybersecurity Acts. Zudem wurde – insbesondere für kleinere Cloud-Anbieter – der Nachweisweg über die direkte Prüfung eröffnet.

Der C5 legt fest, welche Kriterien das interne Kontrollsystem der Cloud-Anbieter erfüllen muss bzw. auf welche Anforderungen der Cloud-Anbieter mindestens verpflichtet werden sollte. Der Nachweis, dass ein Cloud-Anbieter die Anforderungen einhält und die Aussagen zur Transparenz korrekt sind, wird durch einen Bericht nach dem Wirtschaftsprüferstandard ISAE 3402 bzw. IDW PS 951 erbracht.

https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/DigitaleGesellschaft/CloudComputing/Kriterienkatalog/C5_AktuelleVersion/C5_Neuerungen_node.html