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BlueKeep of Death – Kommt der nächste Wurm?

Aktuell werden wieder Wetten angenommen, wann wir mit der nächsten wirklich großen Infektionswelle rechnen können. „BlueKeep“ – so der umgangssprachliche Name für die Schwachstelle CVE-2019-0708 vom Typ „nicht authentifizierte Remote Code Execution“ unter Windows 7, Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2 – hat Microsoft bereits am 14. Mai gepatcht. Aber noch, das war nicht anders zu erwarten, sind viele Systeme weltweit verwundbar. In den letzten vier Wochen haben Angreifer nun mit der systematischen Ausnutzung begonnen. Bisher produzieren sie meist Abstürze (Blue Screen). Außerdem scheinen die Angriffe bislang noch größtenteils manuell, also per Clicki-Bunti-Oberfläche oder Metasploit-Modul, durchgeführt zu werden und sind dementsprechend langsam und an übliche Arbeitszeiten gebunden. Das könnte sich jedoch ändern, sobald stabilere Exploits entwickelt werden, welche automatisiert ausgeführt werden können.

Möglicherweise könnte dann der nächste große Wurm drohen, der ähnlich wie WannaCry innerhalb von Minuten Netzwerke auf der ganzen Welt befällt. Für BlueKeep kommen zwar nicht ganz so viele Ziele infrage – im Gegensatz zu WannaCry, welcher das verwundbare SMBv1-Protokoll auf einer großen Anzahl von Windows Server- und Clientsystemen ausnutzte, ist BlueKeep eine Lücke in den RDS (Remote Desktop Services), welche auf Clientbetriebssystemen standardmäßig deaktiviert sind. Allerdings stellen natürlich gerade die Server häufig Assets mit hohem Wert dar, zumal wenn sie intern mit vielen weiteren Systemen vernetzt sind. Die aktuellen Angriffe versuchen momentan nur, mittelmäßig schädliche Crypto-Miner unterzubringen. Aber auch das wird sich wohl ändern, sobald es sich von der Masse lohnt.

Das von den RDS verwendete RDP-Protokoll sollte niemals ungeschützt im Internet erreichbar sein. Scans des Internets, wie sie auch die Angreifer aktuell vornehmen, zeigen jedoch, dass dies an vielen Stellen trotzdem der Fall ist. Insbesondere bei Industrieanlagen wird RDP nicht selten zur Fernwartung eingesetzt.

Es mag sein, dass – anders als bei WannaCry – ein Wurm am Ende gar nicht notwendig ist. Vielleicht genügt es (aus Angreifersicht), mit einem stabilen Exploit das Internet zu scannen und alle verwundbaren Systeme direkt anzugreifen. Höchste Zeit also, nicht nur die Patches einzuspielen, sondern die eigene (RDP-)Exponierung im Internet zu überprüfen und zu reduzieren. Zumal mit DejaBlue im August schon die nächste RDP-Schwachstelle entdeckt wurde, die weitere, auch neuere Windows-Versionen betraf.

https://www.microsoft.com/security/blog/2019/11/07/the-new-cve-2019-0708-rdp-exploit-attacks-explained/