Weitere News im Juli

Unser Top-Thema um Juli: Staatlicher Zugriff auf Verschlüsselung: Ein zweischneidiges Schwert

Wenn das Zertifikat schweigt: Warum die Entscheidung von Let‘s Encrypt weitreichender ist, als sie scheint

Am 4. Juni 2025 hat Let‘s Encrypt, eine Nonprofit-Organisation zur Verteilung kostenloser Zertifikate für die Verschlüsselung von Internet-Verkehr, eine scheinbar kleine, aber folgenreiche Änderung eingeführt: Die gemeinnützige Zertifizierungsstelle verschickt keine E-Mail-Benachrichtigungen mehr, wenn ein TLS-Zertifikat kurz vor dem Ablauf steht. Was auf den ersten Blick wie ein technisches Detail wirkt, könnte sich als Stolperstein für viele Betreibende von Webseiten, APIs und IoT-Geräten erweisen.

https://letsencrypt.org/2025/06/26/expiration-notification-service-has-ended

Die Gültigkeitsdauer von TLS-Zertifikaten hat sich in den letzten Jahren deutlich verkürzt:

  • Früher waren Laufzeiten von 1 bis 3 Jahren üblich.
  • Heute liegt die maximale Laufzeit für öffentlich vertrauenswürdige Zertifikate bei 398 Tagen.
  • Let‘s-Encrypt-Zertifikate sind sogar nur 90 Tage gültig.
  • Eine weitere Verkürzung wurde vor kurzem erst im CA/Browser-Forum beschlossen.

https://cabforum.org/2025/04/11/ballot-sc081v3-introduce-schedule-of-reducing-validity-and-data-reuse-periods

Diese kurze Laufzeit hat Vorteile:

  • Sie minimiert das Risiko bei kompromittierten Schlüsseln.
  • Sie erzwingt eine regelmäßige Erneuerung und dadurch eine häufigere Überprüfung.
  • Sie fördert die Automatisierung, da eine manuelle Verlängerung für kurze Zeiträume aufwändig ist.

Aber: Wer keine automatische Erneuerung eingerichtet hat, muss sich regelmäßig selbst kümmern oder sich auf Erinnerungen verlassen. Und genau diese Erinnerungen entfallen jetzt.

Als mögliche Konsequenzen drohen:

  • Plötzliche Ausfälle von Webseiten
    Viele kleinere Webseitenbetreibende oder Hobbyprojekte verlassen sich auf die Erinnerungsmails. Ohne diese Warnung könnten Zertifikate unbemerkt ablaufen, mit der Folge, dass Browser Sicherheitswarnungen anzeigen oder den Zugriff ganz blockieren.
  • Vertrauensverlust bei Nutzenden
    Ein abgelaufenes Zertifikat wirkt auf Besuchende wie ein „digitales Warnschild“. Selbst wenn die Seite harmlos ist, schreckt die Browsermeldung viele ab – besonders bei Onlineshops oder Gesundheitsportalen.
  • Probleme in der Lieferkette
    APIs, Microservices oder IoT-Geräte, die auf verschlüsselte Kommunikation angewiesen sind, könnten durch ein abgelaufenes Zertifikat ausfallen – mit Dominoeffekten in größeren Systemen.

Was können Betreibende tun?

  • Automatisierung prüfen: Tools wie Certbot, acme.sh oder integrierte Lösungen in Webservern (z. B. Caddy, Traefik) ermöglichen eine automatische Erneuerung von Zertifikaten.
  • Monitoring-Dienste nutzen: Externe Tools wie Uptime Robot, SSLMate, Red Sift Certificates oder Checkly überwachen Zertifikate und senden eigene Warnungen.
  • Eigene Skripte einsetzen: Mit einfachen Shell- oder Python-Skripten lässt sich die Gültigkeit von Zertifikaten regelmäßig prüfen und bei Bedarf benachrichtigen.

Fazit: Die Entscheidung von Let‘s Encrypt ist ein Weckruf zur Eigenverantwortung.

Let‘s Encrypt hat das Web sicherer gemacht – kostenlos und automatisiert. Doch mit der Abkehr von Erinnerungsmails wird klar: Die Verantwortung für die Sicherheit liegt bei den Betreibenden selbst. Wer sich nicht kümmert, riskiert Ausfälle, Vertrauensverlust und im schlimmsten Fall wirtschaftliche Schäden.

Zwischen Hype und Realität: Die widersprüchliche Entwicklung der Künstlichen Intelligenz 2025

Die Künstliche Intelligenz (KI) ist zweifellos das technologische Leitmotiv unserer Zeit. Doch während Milliarden in KI-Modelle, Agenten und Infrastruktur fließen, mehren sich zugleich kritische Stimmen, Rückschläge und überraschende Wendungen. Ein Blick auf die Entwicklungen der letzten Wochen zeigt: Die KI-Welt ist voller Widersprüche.

Rückbau statt Revolution: 40 % der KI-Agenten werden wieder abgeschafft

Laut einer aktuellen Prognose von Analyseunternehmen Gartner werden bis 2027 rund 40 % der heute entwickelten KI-Agenten wieder eingestellt, weil sie sich als ineffizient, unpraktisch oder schlicht überflüssig erweisen. Der anfängliche Enthusiasmus für autonome Agenten, die Aufgaben selbstständig erledigen, weicht zunehmend der Erkenntnis, dass viele dieser Systeme in der Praxis scheitern – sei es an mangelnder Integration, fehlender Nutzendenakzeptanz oder schlicht an zu hohen Betriebskosten.

https://www.golem.de/news/kuenstliche-intelligenz-40-prozent-aller-ki-agenten-bis-2027-wieder-abgeschafft-2507-197621.html

Apple-Studie: KI denkt nicht – sie simuliert nur

Eine brisante Studie von Apple-Forschenden zeigt, dass selbst fortgeschrittene Sprachmodelle bei komplexem logischen Denken versagen. In kontrollierten Puzzle-Umgebungen brachen die Modelle bei steigender Komplexität vollständig ein.

https://www.golem.de/news/da-wird-nicht-gedacht-apple-studie-deckt-schwachstellen-bei-ki-reasoning-auf-2506-196972.html

Milliarden für KI – aber wohin?

Gleichzeitig boomt der Markt: 76 Unternehmen wollen KI-Gigafabriken in der EU bauen, um den steigenden Bedarf an Rechenleistung zu decken. Meta, Amazon, Microsoft und andere Tech-Giganten liefern sich ein Wettrennen um Talente, Chips und Marktanteile. Doch IBM-Chef Arvind Krishna warnt: „Wir befinden uns in einer KI-Blase“ – viele Investitionen seien spekulativ und nicht nachhaltig.

https://www.golem.de/news/ex-scale-ceo-zuckerberg-startet-ki-offensive-2507-197619.html

https://www.golem.de/news/arvind-krishna-ibm-chef-warnt-vor-ki-blase-2506-197617.html

https://heise.de/news/Milliardeninvestitionen-76-Interessenten-wollen-KI-Gigafabriken-in-der-EU-bauen-10465243.html

KI im Alltag: Zwischen Nutzen und Frust

Ein besonders anschauliches Beispiel liefert der Autovermietender Hertz: Dort sorgt eine KI-gestützte Schadenserkennung für Ärger, weil die Kundschaft hohe Gebühren für kaum sichtbare Kratzer zahlen muss. Auch im Marketing zeigt sich: Texte mit sichtbarem KI-Ursprung schrecken die Interessenten eher ab.

https://heise.de/news/Automatische-Schadensermittlung-per-KI-Hertz-erhebt-hohe-Gebuehren-fuer-Schramme-10464534.html

https://www.golem.de/news/marketing-werbung-mit-ki-im-text-schreckt-kunden-ab-2506-197590.html

Talente wandern ab – OpenAI verliert Forschende an Meta

Während OpenAI mit Sicherheitsbedenken kämpft, wechseln führende Forschende zu Meta – ein Zeichen für interne Spannungen und strategische Differenzen in der KI-Elite. Der Wettlauf um die besten Köpfe wird härter und zunehmend politisch.

https://www.golem.de/news/forschungsleiter-schlaegt-alarm-openai-forscher-wechseln-zu-meta-2506-197587.html

Fazit: KI zwischen Vision und Realität

Die KI-Entwicklung 2025 ist geprägt von einem Spannungsfeld aus Fortschritt, Überforderung und Rückbesinnung. Während Unternehmen Milliarden investieren und neue Anwendungen testen, zeigen sich zugleich die Grenzen der Technologie, die Skepsis der Nutzenden und die Unklarheit über den gesellschaftlichen Nutzen.

Die Frage ist nicht mehr, ob KI unsere Welt verändert, sondern wie nachhaltig, sinnvoll und verantwortungsvoll diese Veränderung gestaltet wird.

Meta mietet ein Atomkraftwerk für 20 Jahre

Dass die großen KI-Modelle viel Strom ziehen, ist allgemein bekannt. Nun hat Meta eine Vereinbarung mit dem Kernkraftwerk Clinton in Illinois unterzeichnet, dessen Anlage voraussichtlich eine Leistung von 1,12 Gigawatt zur Verfügung stellt, um seinen Bedarf in den kommenden 20 Jahren decken zu können. Zum Vergleich: das Bitcoin-Netzwerk hatte im Februar 2022 rund 23,2 Gigawatt an Leistung. Die fälschliche Bezeichnung als „sauberer Strom“ ist eine der soziotechnischen Auswirkungen des energieintensiven Betreibens von KI-Systemen.

https://www.golem.de/news/ki-rechenzentren-meta-kauft-20-jahre-lang-sauberen-atomstrom-2506-196825.html

Eine Lücke bei einem Bluetooth-Zulieferer ermöglicht Angriffe auf Mobilgeräte

Sicherheitsforschende von ERNW haben einen Weg gefunden, eine Vielzahl an Bluetooth-Kopfhörern anzugreifen. Sie haben im Protokoll des vielfach eingesetzten Airoha SoC (Socket-on-Chip) Lücken gefunden, durch die sowohl der RAM als auch Flash-Speicher des Chips durch einen nicht gekoppelten Angreifenden ausgelesen und manipuliert werden kann, wodurch auch die verbundenen Geräte und dort gespeicherten Daten gefährdet sind.

Auch wenn die Auswirkungen vermutlich nur für gefährdete Personen (Journalisten, Politiker etc.) praxisrelevant sind, zeigt sich hierbei die besondere Gefahr bei Supply-Chain-Angriffen in Hardware-Komponenten: Ein Update des SDK (Software Development Kits) ist zwar bereits vorhanden, eine Umsetzung in den entsprechenden Geräten aber teilweise noch ausstehend. Auch ist ein Updaten der Geräte oft nur mit den Hersteller-Apps möglich, die kaum genutzt werden.

https://insinuator.net/2025/06/airoha-bluetooth-security-vulnerabilities/

    High-Street Retailer im Ziel von Ransomware-Gruppen

    Anfang des Monats kam es zu einer Reihe von Vorfällen bei bekannten Einzelhandelsunternehmen aus UK. Co-op Group, Marks and Spencer und Harrods berichteten von Angriffen, die – außer bei Harrods – für lange Ausfälle und vermutliche Datenexfiltration sorgten. Die als Dragonforce bekannte Gruppe bekannte sich zu den Angriffen und kündigte weitere an.

    Besonders spannend an den Vorfällen sind die verschiedenen Vorgehensweisen, wie die Unternehmen einerseits technisch reagieren, aber insbesondere auch die Krisenkommunikation vornehmen. Aufgrund der mittlerweile weit verbreiteten Erkenntnis, dass Angriffe auf die IT-Infrastruktur durchaus mal vorkommen, haben wir in Vorfällen die Erfahrung gemacht, dass Transparenz grundsätzlich eine solide Basis der Kommunikation darstellt. Kunden und Dienstleister fühlen sich so direkt involviert und müssen keine Vermutungen anstellen. Darüber hinaus behält man auch nach außen hin die Kontrolle über die Diskussion und kann Neuigkeiten direkt steuern.

    Eine weitere Überlegung in diesem Vorfall ist die oft gestellte Frage, ob man in diesen Situationen zahlen sollte oder nicht. Es verbleibt zwar stets eine Einzelfallentscheidung, die je nach Umgebung einzuordnen ist, aber grundsätzlich gibt es viele Nachteile nach einem Bezahlen. Dazu können wir den Artikel von @GossiTheDog@cyberplace.social empfehlen. Die wichtige Erkenntnis: Die Behandlung eines Vorfalles wird durch eine Bezahlung nicht unbedingt schneller. Vorfälle dieses Ausmaßes werden noch Wochen oder Monate später behandelt, und mit dem Bezahlen steht auch die Umgebung nicht plötzlich wieder.

    Ebenfalls ist es nicht zu empfehlen, wiederhergestellte Systeme einfach wieder in Betrieb zu nehmen. Oft wird die Umgebung komplett neu aufgebaut, und es findet lediglich eine Datenmigration statt, die aber auch wieder Arbeit und Organisation erfordert. Für diese Fälle zeigt die Praxis, dass sich eine Vorbereitung in Form eines Wiederanlaufplanes sehr nützlich macht. Dabei können bereits einfache Überlegungen zu kritischen Prozessen und ihren technischen Abhängigkeiten dazu beitragen, im Krisenfall besser reagieren zu können.

    https://doublepulsar.com/big-game-ransomware-the-myths-experts-tell-board-members-03d5e1d1c4b7

    Weitere News im Juni

    Weitere News im Juni

    Unser Top-Thema im Juni: High-Street Retailer im Ziel von Ransomware-Gruppen

    Sicherheitslücke durch inetpub: Wie ein gelöschter Ordner Windows verwundbar macht

    Im April 2025 sorgte ein unscheinbarer Ordner namens inetpub auf Windows-Systemen für Aufsehen – und für ein ernstzunehmendes Sicherheitsproblem. Was zunächst wie ein harmloses Überbleibsel aus alten IIS-Zeiten wirkte, entpuppte sich als kritischer Bestandteil eines Sicherheitsupdates und als potenzielles Einfallstor für Angreifende.

    Was ist passiert?

    Mit dem April-Patchday legte Microsoft auf Windows 10- und 11-Systemen automatisch den Ordner C:\inetpub an. Dieser sollte laut Microsoft helfen, die Sicherheitslücke CVE-2025-21204 (Base Score: 7,8 von 10) zu entschärfen, die mit symbolischen Links (Symlinks) zusammenhängt. Dokumentation dazu fehlte zunächst – viele Nutzende hielten den Ordner für überflüssig und löschten ihn kurzerhand.

    Das eigentliche Problem

    Genau hier beginnt das Sicherheitsdilemma: Wenn der Ordner gelöscht wird, können zukünftige Windows-Updates fehlschlagen. Für die Ausnutzung dieser Sicherheitslücke ist kein ausgefeilter Angriff nötig. Es muss lediglich ein symbolischer Link von „inetpub” zu einer anderen Datei erstellt werden. Das System bleibt dann auf einem unsicheren Stand.

    Microsofts Reaktion

    Nachdem Sicherheitsforscher Kevin Beaumont auf das Problem aufmerksam gemacht hatte, veröffentlichte Microsoft ein PowerShell-Skript namens Set-InetpubFolderAcl.ps1. Dieses stellt den Ordner wieder her und setzt die korrekten Zugriffsrechte. Das Skript prüft auch, ob der Ordner manipuliert wurde und verhindert so weitere Missbrauchsmöglichkeiten.

    Fazit: Ein Lehrstück in Kommunikation und Sicherheit

    Der Fall zeigt, wie wichtig klare Kommunikation bei sicherheitsrelevanten Änderungen ist. Ein leerer Ordner mag harmlos wirken, doch in diesem Fall war er ein zentraler Bestandteil eines Sicherheitsmechanismus. Wer ihn entfernte oder manipulierte, öffnete sein System ungewollt für Angriffe.

    Nutzende sollten prüfen, ob der Ordner inetpub vorhanden ist und ggf. das Microsoft-Skript ausführen, um die Sicherheit des Systems wiederherzustellen.

    https://doublepulsar.com/microsofts-patch-for-cve-2025-21204-symlink-vulnerability-introduces-another-symlink-vulnerability-9ea085537741

    https://www.heise.de/news/Microsoft-Abhilfe-fuer-Sicherheitsluecke-durch-geloeschte-inetpub-Ordner-10437103.html

    https://www.golem.de/news/windows-10-und-11-mysterium-um-inetpub-ordner-teilweise-aufgeloest-2504-195313.html

    https://www.golem.de/news/windows-leerer-inetpub-ordner-schafft-ein-neues-sicherheitsproblem-2504-195563.html

    https://www.chip.de/news/Wie-ein-leerer-Ordner-fuer-Windows-zum-Sicherheitsproblem-wird_185936620.html

    https://www.borncity.com/blog/2025/06/07/microsoft-veroeffentlicht-script-um-inetpub-neu-anzulegen/

    https://nvd.nist.gov/vuln/detail/cve-2025-21204

    TM SGNL – (k)eine Signal-Alternative

    Wir erinnern uns an die als Signalgate bekannt gewordene Affäre zu geleakten klassifizierten Informationen über einen Signal-Chat. Wie sich nun herausstellt, nutzten die Angehörigen der US-Regierung nicht den offiziellen Signal-Client, sondern eine abgeänderte Version von TeleMessage, einem israelischen Unternehmen. Diese Version von Signal ermöglichte aufgrund eines trivialen Fehlers den Zugriff auf Chats. @micahflee@infosec.exchange und @ljrk@todon.eu haben interessante Details gefunden.

    Für alle Kryptografie-Interessierten empfehlen wir den Blog von @soatok@furry.engineer zu dem Thema, in dem zu lesen ist, was eine Signal-Alternative zu erfüllen hat (und warum die meisten Messenger bereits dort scheitern).

    Windows RDP-Cache – Wenn der Cache länger hält, als er soll

    Windows RDP-Caches erlauben Log-ins mit alten Credentials, die bereits rotiert wurden. Microsoft behauptet allerdings, dass dies ein Feature sei, damit man sich nicht aussperrt. Die IT-Sicherheits-Szene reagierte irritiert. Es empfiehlt sich, einen Blick auf die eigenen Konfigurationen dazu zu werfen.

    https://arstechnica.com/security/2025/04/windows-rdp-lets-you-log-in-using-revoked-passwords-microsoft-is-ok-with-that

    Kritische Schwachstelle in WooCommerce Wishlist lange Zeit ohne Patch

    In den WordPress-Fällen der letzten Monate ist uns das Modul WooCommerce öfter aufgefallen. Nun stellte sich heraus: Bereits im März wurde eine kritische Lücke (CVE-2025-47577) dem Hersteller gemeldet, worauf dieser aber nicht reagierte. Bei der Lücke handelt es sich um ein „pre-Auth RCE“, also die Möglichkeit zur Ausführung von Schadcode ohne vorhergehende gültige Benutzeranmeldung. Die technischen Details sind im verlinkten Artikel einsehbar.

    Dieser Vorfall sollte die Wichtigkeit von Supply-Chains und weiterführenden Mitigationsmaßnahmen neben dem Patchen klar machen, denn manchmal steht kein Patch zur Verfügung.

    https://patchstack.com/articles/unpatched-critical-vulnerability-in-ti-woocommerce-wishlist-plugin

    Weitere News im Mai

    Unser Top-Thema im Mai: Woher kommen eigentlich Zero-Days?

    Google M-Trends 2025 – Neues aus der IR-Welt

    Google bzw. sein Tochterunternehmen Mandiant berichtet im aktuellen M-Trends-Report von ihren Erkenntnissen zu aktuellen Themen aus der Incident Response. @GossiTheDog@cyberplace.social, eine bekannte Persönlichkeit aus der IT-Sicherheitsszene, hat ebenfalls seine Einschätzung zu dem Thema in einem „Toot“ im sozialen Netzwerk Mastodon veröffentlicht. Diese ist nicht nur spannend für IR-Bereiche, sondern auch für Unternehmen, die sich schützen möchten: Ausgenutzte Schwachstellen kommen hauptsächlich in Cybersecurity-Produkten vor, meist innerhalb von Firewalls. Bei der Bewertung sollte jedoch auch berücksichtigt werden: Firewalls werden auch deshalb häufig angegriffen, weil sie die erste Kontaktstelle nach außen sind. 

    Es geht ebenfalls um viele weitere Themen, weswegen wir empfehlen, auf jeden Fall einen Blick in den Report zu werfen. Wir freuen uns, die Erkenntnisse mit Ihnen auf Mastodon einzuordnen und zu diskutieren!

    https://services.google.com/fh/files/misc/m-trends-2025-en.pdf

    ActiveX ist endlich weg – also fast

    Microsoft hat in den letzten Jahren immer wieder Features standardmäßig deaktiviert, die gerne durch Angreifende genutzt werden (wir erinnern uns an XLM-Macros und VBScript). Nun beglückt uns Redmond erneut mit einer schon lange erwarteten Nachricht: ActiveX wird in M365 und Office 2024 deaktiviert –  zumindest im Standard, eine Reaktivierung ist noch möglich.

    Wir können der Empfehlung von Microsoft nur beipflichten.

    https://www.bleepingcomputer.com/news/microsoft/microsoft-blocks-activex-by-default-in-microsoft-365-office-2024

    Windows Server kann jetzt Hotpatching

    Microsoft hat einen weiteren interessanten Service angekündigt: Hotpatching. Dabei werden acht der 12 monatlichen Patches so installiert, dass die Änderungen im Hauptspeicher angewandt werden, ohne dass ein Reboot des Systems notwendig ist. Ob dies die damit verbundenen Kosten von 1,50 € pro CPU und Monat wert ist, muss man im Einzelfall entscheiden.

    Microsoft.com

    Woher kommen eigentlich Zero-Days?

    Woher kommen eigentlich Zero-Days?

    Nachtrag (2025-05-16): Nach Hinweisen einiger Lesender haben wir die Definition von Zero-Days am Anfang des Artikels angepasst. Vorher benannten wir Zero-Days als „Lücken, die am heutigen Tage bekannt werden“. Dies sorgte daraufhin intern für eine (akademische) Diskussion zu dem Thema, die allerdings am Ziel des Beitrages vorbei ging. Insbesondere war dies verwirrend im Kontext des referenzierten Beitrages der GTIG, deren Definition wir in der aktuellen Version übernommen haben. Vielen Dank für die Hinweise!

    Sicherheitslücken ohne verfügbaren Patch oder Mitigation, die bereits ausgenutzt werden, nennt man Zero-Days. Besonders interessant sind diese Lücken offensichtlich für Angreifende, wenngleich auch Admins Diese im Blick behalten sollten. Aber wer findet eigentlich Zero-Days?

    Ein prominenter Player in dem Bereich ist die Google Threat Intelligence Group (GTIG). Im Jahresbericht zu 2024 zieht sie Bilanz zu Zero-Day-Aktivität und -Attribution und was man daraus lernen kann. Neben einigen durchaus spannenden Zahlen zum Thema „ausgenutzte Systeme“ war für uns vor allem der Absatz zu Attribution relevant. Solche Zahlen sind zwar grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen, da eine direkte Zuordnung oft sehr schwierig ist. Die GTIG hat „nur“ 34 der 75 erkannten Zero-Days attributiert. Wenn man die Methodik akzeptiert, dann ordnet sie 15 Ausnutzungen staatlichen Akteuren zu. Weitere acht wurden durch kommerzielle Anbieter, wie z. B. Cellebrite, genutzt.

    Da auch diese Händler oftmals für staatliche Akteure tätig sind, kann man einen beunruhigenden Trend erkennen: Die Ausnutzung von Zero-Days wird vermehrt durch staatliche Akteure gesteuert und finanziert, also auch direkt durch Steuergeld.

    https://www.heise.de/news/Steuergeld-finanziert-Angriffe-mit-Zerodays-10367137.html

    https://cloud.google.com/blog/topics/threat-intelligence/2024-zero-day-trends?hl=en

    Hier gibt es weitere News aus dem Mai

    Weitere News im April

    Kritische Schwachstelle in Ivanti ICS

    In den letzten Wochen hat eine schwerwiegende Sicherheitslücke in der VPN-Software Ivanti Connect Secure (ICS) für Aufsehen gesorgt. Ursprünglich als einfacher Bug eingestuft, hat sich diese Schwachstelle als kritische Bedrohung herausgestellt und wird bereits aktiv ausgenutzt.

    Die Schwachstelle, die unter der Kennung CVE-2025-22457 geführt wird, ist ein stack-basierter Pufferüberlauf. Durch diese Art von Schwachstelle können Angreifende ohne vorherige Authentifizierung Schadcode aus der Ferne einschleusen und ausführen. Der Fehler wurde in der Version 22.7R2.6 von Ivanti Connect Secure vollständig gepatcht, nachdem er zunächst als weniger kritisch eingestuft wurde.

    Seit Mitte März 2025 wurden Angriffe einer chinesischen Cyber-Bande auf diese Schwachstelle beobachtet. Die Gruppe, die den Namen UNC5221 trägt, hat auf den betroffenen Systemen Malware wie den Dropper „Trailblaze“ und die Backdoor „Brushfire“ installiert. Diese Tools ermöglichen es den Angreifenden, unbemerkt Zugang zu den Systemen zu erhalten und weitere schädliche Aktivitäten durchzuführen.

    Ivanti hat die ursprüngliche Fehleinschätzung der Schwachstelle eingeräumt und betont, dass die Sicherheitslücke in der neuesten Version der Software behoben wurde.

    https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Cybersicherheitswarnungen/DE/2025/2025-213156-1032.pdf

    https://www.heise.de/news/Nur-als-Bug-klassifiziert-Kritische-Sicherheitsluecke-in-Ivanti-ICS-attackiert-10339954.html

    Gmails neue E2EE-Funktion

    Die Verschlüsselung von E-Mails stellt nach wie vor eine Herausforderung dar (siehe hierzu auch unseren Blog-Beitrag aus dem Jahr 2021). Dabei ist nicht nur die Wahl des geeigneten Standards von Bedeutung (PGP/inline, PGP/MIME oder S/MIME), sondern insbesondere auch die zuverlässige und sichere (authentische) Verteilung der Schlüssel. Google versucht nun, diese Herausforderung mit einem neuen Feature, der Key Access Control List (KACL), zu lösen. Die KACL ist ein zentraler Bestandteil der neuen Ende-zu-Ende-Verschlüsselungsfunktion (E2EE) von Gmail. Der KACL-Server fungiert als leichtgewichtiger Schlüsselserver und kann entweder lokal oder in den meisten Cloud-Diensten gehostet werden. Er generiert und speichert die Verschlüsselungsschlüssel, die für E2EE-Nachrichten verwendet werden. Beim Versand einer verschlüsselten Nachricht verbindet sich der Browser des Absenders mit dem KACL-Server und erhält einen temporären symmetrischen Verschlüsselungsschlüssel. Um die verschlüsselte E-Mail lesen zu können, benötigt man entweder einen Google-Account oder eine Guest-Google-Workspace-Account. Jeder mit Zugriff auf diese Konten kann dann auch die E-Mail im Klartext lesen. Die Erläuterung wie eine zuverlässige Verknüpfung erfolgt, wenn das Empfängerpostfach nicht bei Google liegt, bleibt Google in seiner aktuellen Dokumentation noch schuldig. Somit ist es weniger eine echte E2EE, wo auch wirklich nur der Empfänger (als Person) die Nachricht unverschlüsselt lesen kann. Ob sich dieser Ansatz durchsetzt und die gewünschte Sicherheit bietet, muss noch abgewartet und ggf. im Einzelfall genau geprüft werden. Hierbei wird die Authentizitätsprüfung des Empfängers ein kritischer Aspekt sein.

    https://arstechnica.com/security/2025/04/are-new-google-e2ee-emails-really-end-to-end-encrypted-kinda-but-not-really

    https://lifehacker.com/how-to-enable-end-to-end-encryption-in-google-messages-1845845418

    https://workspace.google.com/blog/identity-and-security/gmail-easy-end-to-end-encryption-all-businesses

    Kommandozeilenargumente und EDR-Erkennung

    Eine der großen Aufgaben in der Abwehr von Cyber-Angriffen ist die Erkennung von Anomalien. Seit einigen Jahren jedoch sehen wir in der Praxis eine immer höhere Nutzung sogenannter Living off the Land Binaries (LOLBINs). Dies sind auf dem Zielsystem bereits vorhandene reguläre Programme, die durch die Angreifenden missbräuchlich genutzt werden können. Dadurch fällt es schwerer, den Angriff von normalem Nutzerverhalten zu unterscheiden. Ein klassisches Beispiel hierfür sind Remote-Steuerungsanwendungen wie TeamViewer.

    Die Hersteller von Lösungen für die Endpoint Detection and Response (EDR) und den Virenschutz fingen daraufhin an, beim Aufruf solcher Programme die Kommandozeilenargumente mit in die Bewertung aufzunehmen, um Anomalien besser zu entdecken. Ein Sicherheitsforscher hat nun gezeigt, wie man bei einigen bekannten Programmen deren Argument-Parsing ausnutzen kann, um EDR-Regeln auszutricksen.

    Auch wenn dies nur ein kleiner Baustein im gesamten Konstrukt der Vorfallbehandlung und -erkennung ist, so zeigt es deutlich, wie kreativ Angreifende werden können, und welche Fallstricke beim komplizierten Themenfeld Threat Hunting auftreten können.

    https://www.wietzebeukema.nl/blog/bypassing-detections-with-command-line-obfuscation

    Weitere News im März

    Apple zieht Datenschutz-Tool nach Sicherheitsstreit mit der britischen Regierung zurück

    Apple hat beschlossen, seine höchste Sicherheitsstufe, Advanced Data Protection (ADP), für Kunden im Vereinigten Königreich abzuschaffen, nachdem die britische Regierung Zugang zu den Nutzerdaten verlangt hat. ADP bietet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die es nur Kontoinhabern ermöglicht, auf ihre gespeicherten Daten zuzugreifen. Die britische Regierung verlangte jedoch das Recht, diese Daten einzusehen.

    Eine entsprechende Modifikation der Funktionalität hat Apple abgelehnt, weil diese die Sicherheit des Schutzmechanismus unterlaufen würde. Britische Apple-Nutzer können jedoch ADP nicht mehr aktivieren, und bestehende Nutzer werden den Zugang später verlieren. Damit fällt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung weg und Dritte, die Zugriff auf die Hintergrundsysteme haben, können prinzipiell die Kundendaten einsehen. Diese Entscheidung hat heftige Reaktionen von Datenschützern und Experten hervorgerufen, die diese Maßnahme als Schwächung der Online-Sicherheit und der Privatsphäre kritisieren.

    Die Entscheidung von Apple, ADP in Großbritannien zu deaktivieren, zeigt die Spannungen zwischen Technologieunternehmen und Regierungen in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit. Während die britische Regierung argumentiert, dass der Zugang zu verschlüsselten Daten für die Strafverfolgung notwendig sei, betonen Apple und Datenschützer die Bedeutung der Privatsphäre und die Risiken, die mit der Schaffung von „Hintertüren“ verbunden sind. Diese Entwicklung könnte als Präzedenzfall für andere Länder dienen und hat weitreichende Auswirkungen auf die globale Datensicherheit und den Schutz der Privatsphäre.

    In Deutschland und der EU ist es aufgrund der strengen Datenschutzregelungen und der Unterstützung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung durch die DSGVO unwahrscheinlich, dass eine ähnliche Situation wie im Vereinigten Königreich entsteht.

    https://www.bbc.com/news/articles/cgj54eq4vejo

    https://www.heise.de/news/Vergleich-zu-China-Trump-kritisiert-Grossbritanniens-Backdoor-Anordnung-an-Apple-10302545.html

    Cisco-Lücke in OpenH264 (CVE-2025-27091)

    Eine Schwachstelle in den Decodierungsfunktionen der OpenH264-Bibliothek ermöglicht es einem nicht authentifizierten Angreifenden, aus der Ferne einen Heap-Überlauf auszulösen. Angreifende können einen bösartigen Bitstream in ein Video einbetten und das Opfer dazu bringen, das Video abzuspielen. Dies kann zu einem unerwarteten Absturz des Dekodier-Clients führen und möglicherweise beliebige Befehle auf dem System des Opfers ausführen.

    Die betroffenen Versionen sind OpenH264 2.5.0 und vorherige.

    OpenH264 sollte auf die neueste Version (2.6.0 oder höher) aktualisiert werden, um diese Schwachstelle zu beheben.

    Firefox empfiehlt die Deaktivierung des H264-Features, wenn das Betriebssystem keinen Support für OpenH264 mitliefert.

    https://github.com/cisco/openh264/security/advisories/GHSA-m99q-5j7x-7m9x

    https://support.mozilla.org/de/kb/openh264-plugin-firefox

    Herausforderungen und Chancen der neuen US-Regierung

    Die neue US-Regierung unter Trump hat in den vergangenen Wochen viele Entscheidungen getroffen, die für Schlagzeilen gesorgt haben. Nach Anweisung des Secretary of Defense an das Cyber Command Ende Februar, alle Aktionen gegen Russland einzustellen, wurde dies Anfang März dementiert. Parallel arbeitete das Department of Goverment Efficiency („DOGE“) an der Entlassung des Red Teams der CISA bzw. an fragwürdigen Einstellungen ehemaliger Cyberkrimineller im Department of Homeland Security (DHS).

    Neben den direkten Auswirkungen auf z. B. bestehende Konflikte sind auch die Verbündeten der USA unsicher über die weitere Zusammenarbeit. Auch die Sicherheits-Community ist von diesen Änderungen betroffen. Das Thema Threat Intelligence wurde in den letzten Jahren maßgeblich durch diese Institutionen geprägt, und bisher ist noch unklar, ob und in welcher Form Alternativen funktionieren.

    https://therecord.media/hegseth-orders-cyber-command-stand-down-russia-planning

    https://www.politico.eu/article/france-has-trouble-understanding-us-halt-on-cyber-operations-against-russia

    https://www.csoonline.com/article/3839098/the-risks-of-standing-down-why-halting-us-cyber-ops-against-russia-erodes-deterrence.html

    https://www.stripes.com/theaters/us/2025-03-04/cyber-hegseth-pentagon-russia-17031715.html

    Sicherheitsrisiko IoT

    Die Akira-Ransomware konnte trotz vorhandener Schutzsoftware im Firmennetzwerk durch den Einsatz eines nicht gepatchten IoT-Geräts (Webcam) in das Firmennetz eindringen und dort die Rechner infizieren. Die Angreifenden nutzten eine Schwachstelle in der Software der Webcam, die nicht von der Endpoint-Detection-and-Response-Software überwacht wurde, um die Ransomware zu verbreiten und Rechner im Firmennetzwerk zu infizieren.

    Um derartige Angriffe zu unterbinden, ist eine möglichst feine Segmentierung der Netzwerke sowie eine Überwachung des Datenverkehrs, insbesondere im Zusammenhang mit IoT-Geräten, empfehlenswert.

    https://www.heise.de/news/Akira-Ransomware-schluepft-ueber-Webcam-an-IT-Schutzloesung-vorbei-10307987.html

    https://www.golem.de/news/cyberangriff-analysiert-hacker-verschluesseln-unternehmensdaten-ueber-eine-webcam-2503-194073.html

    https://www.bleepingcomputer.com/news/security/ransomware-gang-encrypted-network-from-a-webcam-to-bypass-edr

    Entwickler erstellt Schadcode für den Fall seiner Entlassung

    Ein Entwickler installierte in Sorge um seine Entlassung Schadcode auf Systemen seines Arbeitgebers. Dieser Code detektierte die Entlassung bei einer Deaktivierung seines Active-Directory-Nutzers. Der Schadcode setzte Endlosschleifen ein, die darauf abzielten, Java-Virtual-Machines unbenutzbar zu machen und so den Zugriff auf Server zu unterbinden. Als sein Nutzerkonto deaktiviert wurde, führte der Schadcode dazu, dass tausende Anwendende weltweit keinen Zugriff mehr hatten, was zu erheblichen Schäden führte. Dies ereignete sich bereits im Jahr 2019 und führte nun zu einer Verurteilung des Entwicklers.

    Regelmäßige Peer-Reviews und Quellcode-Audits, ggf. auch automatisierte Tests und Continuous Integration/Continuous Deployment (CI/CD)-Pipelines, die primär der Qualitätssicherung in der Softwareentwicklung dienen, hätten hier die Tat des Entwicklers vereiteln oder mindestens ihn einem erhöhten Entdeckungsrisiko aussetzen können.

    https://www.heise.de/news/Zeitbombe-in-Code-versteckt-Entwickler-verurteilt-10311150.html

    https://www.golem.de/news/kollegen-ausgesperrt-systeme-des-ex-arbeitgebers-mit-kill-switch-sabotiert-2503-194115.html

    KI-Agenten anfällig für einfache gefährliche Angriffe

    Es lässt sich eine signifikant zunehmende Verwendung von KI-Agenten in verschiedenen Bereichen zur Automatisierung von Aufgaben und zur Unterstützung bei Entscheidungsprozessen beobachten (i. d. R. mit Large Language Models – LLM). Die Kompetenz, diese KI-Systeme effektiv zu nutzen und zu steuern, gewinnt damit an Bedeutung.

    Doch wie sicher sind diese KI-Agenten?

    Eine aktuelle Studie mit dem Titel „Commercial LLM Agents Are Already Vulnerable to Simple Yet Dangerous Attacks“ beleuchtet die Sicherheits- und Datenschutzlücken von kommerziellen LLM-Agenten und zeigt, dass diese oft anfällig für einfache, aber gefährliche Angriffe sind.

    Die Autoren der Studie haben eine umfassende Taxonomie der Angriffe erstellt, die Bedrohungsakteure, Ziele, Einstiegspunkte, Sichtbarkeit des Angreifenden, Angriffstechniken und die inhärenten Schwachstellen der Agenten-Pipelines kategorisiert. Die systematische Analyse zeigt, dass die Integration von LLMs in größere Systeme neue Sicherheitsherausforderungen mit sich bringt, die über die bekannten Schwachstellen isolierter LLMs hinausgehen.

    Um die praktischen Auswirkungen dieser Schwachstellen zu demonstrieren, führten die Autoren eine Reihe von Angriffen auf populäre Open-Source- und kommerzielle Agenten durch, die bemerkenswert einfach umzusetzen waren und keine speziellen Kenntnisse im Bereich maschinelles Lernen erforderten. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern und die Robustheit dieser Systeme zu erhöhen.

    https://arxiv.org/html/2502.08586v1

    https://www.linkedin.com/pulse/wenn-ki-agenten-zu-komplizen-werden-roger-basler-de-roca-qnrre

    Wie funktioniert eigentlich Malware auf Handys?

    Dass einige Staaten unliebsame Journalisten und Oppositionelle über Mobilgeräte überwachen, ist mittlerweile keine große Neuigkeit mehr. Oftmals wird die israelische Firma Cellebrite in dem Kontext genannt. Wie genau dieser Prozess abläuft, wird von Amnestys SecurityLab [1] am Beispiel NoviSpy beschrieben. Neben den technischen Details, die natürlich für die IT-Security Community spannend sind, ist insbesondere die Art der initialen Kompromittierung fundamental für die Entwicklung des eigenen Threat Models.

    Werden Mobilgeräte (oder überhaupt technische Geräte) durch einen Dritten in einen anderen Raum geschafft, beispielsweise bei einer Grenzkontrolle, so kann man davon ausgehen, dass diese Geräte möglicherweise kompromittiert sind. Erst nach ausreichender Untersuchung sollten solche Geräte wiederverwendet werden. Warum diese Untersuchungen nicht durch Hersteller wie Apple angeboten werden, kann man auf techcrunch [2] nachlesen.

    Bei IT-Sicherheit wird oft als Erstes an Windows-Clients, Firewalls und Ransomware gedacht. Aber unsere kleinen Taschencomputer haben einen oft unterschätzten Anteil an unserem täglichen Leben, sei es privat oder bei der Arbeit. Auch dort sollte das Thema Sicherheit bedacht werden.

    [1] https://securitylab.amnesty.org/latest/2024/12/serbia-a-digital-prison-spyware-and-cellebrite-used-on-journalists-and-activists/

    [2] https://techcrunch.com/2024/12/20/why-apple-sends-spyware-victims-to-this-nonprofit-security-l

    NSO vs. Whatsapp

    Ein anderer großer Player im mobilen Spyware-Markt ist NSO Group Technologies mit ihrer Software Pegasus. Nachdem die Firma 2019 von WhatsApp bzw. Meta verklagt wurde, gab das Gericht nun der Klage statt [1]. Auch wenn die Schadenssumme noch ausgehandelt wird, wird dies in der Branche als ein großer Schlag gegen Firmen wie NSO gedeutet. Einerseits stellte NSO ihre Malware unzureichend zur Verfügung. Andererseits wurde NSO auf Basis des Computer Fraud and Abuse Act (CFAA) und des California Comprehensive Computer Data Access and Fraud Act (CDAFA) verurteilt. Die Übertragbarkeit auf andere Rechtssysteme ist daher nicht zwingend gegeben.

    Das Thema ist und bleibt spannend – insbesondere im Kontext der US-Sanktionen gegen die NSO Group [2].

    [1] https://storage.courtlistener.com/recap/gov.uscourts.cand.350613/gov.uscourts.cand.350613.494.0.pdf

    [2] https://www.commerce.gov/news/press-releases/2021/11/commerce-adds-nso-group-and-other-foreign-companies-entity-list