Keine Gaudi: Fast Super-Cloud-GAU bei Microsoft

Bei Microsoft ist eingetreten, wovor sich viele Cloud-Anbieter insgeheim fürchteten: Getroffen hat es Azure mit seiner Cosmos DB, einer beliebten NoSQL-Datenbank. Das Datenbankmanagement wird dabei ganz im Sinn von PaaS weitgehend von Microsoft übernommen.

Nun haben Sicherheitsforscher eine Schwachstelle in der Funktion Jupyter-Notebook entdeckt. Dieses Feature war erst im Februar diesen Jahres durch Microsoft aktiviert worden. Der Vorgang zeigt, wie wichtig es ist, die Konfiguration in allen genutzten Cloud-Diensten beständig im Blick zu behalten und gerade neue Features sicherheitstechnisch kritisch zu bewerten.

Die Entdecker WIZ Research haben zur Schwachstelle folgendes Video erstellt:

Eine Webseite mit Informationen zur Schwachstelle ist hier zu finden: https://chaosdb.wiz.io/

Laut Microsoft kam es glücklicherweise nicht zu einem aktiven Ausnutzen dieser Schwachstelle, siehe folgende Stellungnahme:

Positiv hervorzuheben ist, dass nur zwei Tage nach Meldung der Sicherheitslücke das betroffene Jupyter-Notebook-Feature durch Microsoft deaktiviert wurde, sowie der offene Umgang mit der Schwachstelle.

Fix Once, Secure Everywhere

Dies zeigt einen weiteren Vorteil der Cloud: Wenn eine Schwachstelle im Zuständigkeitsbereich des Cloud-Anbieters liegt, muss diese in der Regel nur durch den Cloud-Anbieter gefixt werden. Auf der anderen Seite ist dies auch ein Unterscheidungsmerkmal in Bezug auf Anbieterqualität: Nur ein Cloud-Anbieter, der schnell reagiert, bietet den Kundendaten entsprechenden Schutz.

CV? Neee…

Leider gibt es – anders als für Schwachstellen in Anwendungen und Betriebssystemen – keine dedizierte Datenbank für Schwachstellen in Cloud-Diensten. Denn CVE-Nummer werden nur vergeben, wenn die die Software durch den Kunden kontrollier- bzw. installierbar ist (https://cloudsecurityalliance.org/blog/2018/08/13/cve-cloud-services-part-1/).

Blitze-Wolke

HAFNIUM-Schwachstellen: Office 365/Microsoft 365/AD FS indirekt auch bedroht

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Von Inés Atug, Markus Drenger und Daniel Jedecke.

Nach der Veröffentlichung des Out-of-Band-Patches für die als HAFNIUM bekannt gewordenen Schwachstellen in Exchange Servern haben viele Admins, die zuvor eine Migration nach Office 365 (jetzt Microsoft 365) durchgeführt hatten, aufgeatmet. Denn Microsoft zufolge ist Exchange Online von Hafnium nicht betroffen. Hiermit meint der Hersteller jedoch das Produkt an sich: Exchange Online ist weiterhin nicht direkt angreifbar. Aber Vorsicht: Es kann je nach Aufbau dennoch möglich sein, dass Angreifer auf den Cloud-Dienst durchgreifen können. 

In vielen Fällen ist in Unternehmen ein hybrider Aufbau etabliert, bei dem ein Exchange-Server weiterhin lokal betrieben wird. Sollte dieser Exchange-Server die HAFNIUM-Schwachstellen aufweisen, könnten Angreifer hierüber Zugriff auf das lokale Netzwerk erhalten (siehe Abbildung Schritt (1)) und sich dann über Lateral Movement im Netz weiterbewegen (Schritt (2)). Mittelbares Ziel des Angriffs ist in der Regel der Zugriff auf ein hochwertiges System wie beispielsweise das Active Directory oder die Active Directory Federation Services (AD FS) zu. Bei Zugriff auf letzteren können die Angreifer unter Umständen den geheimen Schlüssel entwenden (Schritt (3)), sich damit als jeder beliebige legitime Nutzer in der Cloud ausgeben (Schritt (4)) und somit Zugriff (lesen, verändern, löschen) auf alle in der Cloud gespeicherten Daten bekommen (Schritt (5)).

Angriff auf die Cloud/ADFS via HAFNIUM/ProxyLogon

Ob und wie leicht dies möglich ist, hängt stark davon ab, wie der lokale Aufbau umgesetzt ist. Wir erleben im Bereich der Forensik und Beratung hier gute wie auch ungünstige Umsetzungen. Prinzipiell sollte das Ziel immer sein, Lateral Movement in der On-Premise-Umgebung wie auch in der Cloud zu minimieren. Hierfür gibt es bewährte Verfahren, welche sich bei geeigneter Konfiguration dazu eignen, die Bewegungen der Angreifer im Netz zu erschweren:

  • Frühzeitiges Patchen von Sicherheitslücken: Die wichtigste Maßnahme, die auch bei Hafnium eine Kompromittierung mit hoher Wahrscheinlichkeit unterbunden hätte, ist das schnelle Patchen der Systeme. Hier herrscht bisweilen noch der Irrglaube, dass kritische Sicherheitslücken innerhalb von 30 Tagen zu patchen seien. Dies wurde und wird teilweise sogar noch von IT-Sicherheitsstandards vorgeschlagen. Sicherheitslücken, die mittels Fernzugriff automatisiert und unauthentifiziert ausgenutzt werden können, so wie dies bei Hafnium der Fall ist, zeigen jedoch deutlich, dass hier möglichst innerhalb von Stunden anstatt Tagen gepatcht werden sollte.
  • Administrative Trennung von Active Directory und Exchange Server: Eine weitere Maßnahme, die lokal umgesetzt werden sollte, ist die administrative Trennung zwischen Active Directory und Exchange. Oft sind die Systeme über Jahre gewachsen und eng miteinander verbunden. So trennt die Angreifer nach erfolgreicher Kompromittierung oft nur ein Powershell Kommando von der AD-Übernahme. Hier ist es wichtig, die 2017 von Microsoft im Rahmen der Konferenzen Blue Hat und Black Hat vorgestellten Probleme zu mitigieren. Hierfür eignet sich Split-Permissions (https://docs.microsoft.com/en-us/exchange/understanding-split-permissions-exchange-2013-help und https://docs.microsoft.com/de-de/exchange/permissions/split-permissions/configure-exchange-for-split-permissions?view=exchserver-2019). Eine weitere Maßnahme ist die Verwendung der Local Administrator Password Solution (LAPS) von Microsoft. Hierbei wird auf jedem Host ein separates Admin-Passwort gesetzt, um so das Springen nach einem erfolgreichen Angriff (beispielsweise mittels Pass-the-Hash-Angriffsarten) zu erschweren.
  • Umsetzen des Konzepts administrativer Zonen: Da AD FS das Sprungbrett in die Cloud Welt ist, sollte dieser Zugang besonders gesichert werden. Hierzu empfiehlt Microsoft seit längeren einen Aufbau, in dem verschiedene administrative Sicherheitszonen (engl. tiers) voneinander getrennt werden sollten. Ein entsprechend gesicherter Exchange Server würde hier in Zone 1 stehen und ein Active Directory in Zone 0. Ein Sprung zwischen diesen Zonen soll mit den umzusetzenden Maßnahmen stark erschwert werden. Für den AD FS empfiehlt Microsoft ebenfalls den Aufbau in der Zone 0 (https://docs.microsoft.com/de-de/windows-server/identity/ad-fs/design/best-practices-for-secure-planning-and-deployment-of-ad-fs).
  • Multifaktorauthentifizierung: Sowohl in der Cloud als auch in der lokalen IT-Umgebung sollten administrative Zugriffe mittels starker Multifaktorauthentifizierung abgesichert werden.
  • Protokollierung und Monitoring: Damit ein unberechtigter Zugriff möglichst schnell bemerkt wird, sollte ein feinmaschiges Monitoring- und Protokollierungskonzept etabliert sein. Insbesondere in der Cloud-Umgebung gehört das Monitoring neben der Zugriffssteuerung zu den wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen. 
  • Datenklassifizierung: Sollte es doch zu einem Einbruch gekommen sein und die Angreifer möchten Daten exportieren, dann sollte mittels der Datenklassifizierung Sicherheitsmaßnahmen greifen, die zumindest die als vertraulich oder streng vertraulich klassifizierten Daten außerhalb der Cloud und des Kundennetzwerks unlesbar darstellen. 
  • Datensicherung: Sollte es zu einem Einbruch gekommen sein und es werden die Daten mittels Ransomware verschlüsselt, dann sollte man auf eine unveränderbare extern gespeicherte Datensicherung zurückgreifen können.

Die obigen Ausführungen zeigen, dass ein ganzheitliches und aktuelles Sicherheitskonzept notwendig ist, um möglichen Sicherheitslücken umfassend entgegenzuwirken. Überprüfen Sie daher regelmäßig Ihre Sicherheitsmaßnahmen und passen Sie diese ggfs. an geänderte Anforderungen an. Insbesondere, wenn Sie lokale Dienste von außen erreichbar konfigurieren oder Cloud-Dienste mit der lokalen IT-Umgebung koppeln, sollten das Sicherheitskonzept überprüft und nachgeschärft werden. Sprechen Sie uns gerne dazu an!  

HiSolutions Research

OAuth-Phishing

Im Rahmen von COVID-19 wurden viele neue Phishing-Kampagnen verzeichnet – darunter auch sogenannte OAuth-Phishing-Angriffe gegen Office 365. Hierbei werden Phishing-Mails an Benutzer gesendet, die, wenn sie auf den in der Mail enthaltenen Link klicken, gefragt werden, ob sie Berechtigungen an eine App übergeben wollen. Mit der Bestätigung autorisiert der Benutzer dann die App für den Zugriff auf seine Daten. Der Ablauf des OAuth-Phishings ist in der untenstehenden Abbildung dargestellt.

Ablauf OAuth-Phishing

Doch die Vorgehensweise ist nicht neu. Bereits 2017 kam es zu einer großen Phishing-Welle, die Google Docs-Benutzer dazu einlud, ein geteiltes Dokument aufzurufen. Für diese Angriffe mittels OAuth-Apps werden die Funktionalitäten des OAuth-Protokolls genutzt. Mit OAuth kann ein Benutzer einer Anwendung den Zugriff auf seine Daten erlauben, die von einem anderen Dienst bereitgestellt werden. Der Zugriff der Anwendung erfolgt dabei ohne Benutzerkennung und Passwort. Somit können auch eine Passwortänderung oder die Einführung einer Multifaktorauthentifizierung die Vergabe der Berechtigungen nicht mehr rückgängig machen.

Es wird hier also keine Schwachstelle im OAuth-Protokoll ausgenutzt. Stattdessen wird der Benutzer dazu gebracht, Berechtigungen zu übergeben, ohne dass ihm dies bewusst ist. Hierzu werden Links mit zu Office 365 oder Google G Suite ähnlich klingenden Domainnamen verwendet, und auch die App-Namen werden so gewählt, dass ein unbedarfter Benutzer diese mit dem jeweiligen Cloud-Dienst assoziiert.

Ein OAuth-Phishing-Angriff ist im Nachhinein schwer erkennbar, da kein schadhafter Code ausgeführt wird. Stattdessen können Daten gelesen und je nach Berechtigung auch geändert oder gelöscht werden. So kann ein Angriff unbemerkt bleiben oder wird erst dann bemerkt, wenn in einer weiteren Angriffsphase Daten verschlüsselt wurden oder ein CEO-Fraud begangen wurde.

Damit es erst gar nicht zu einem Zugriff mittels OAuth-Phishing kommt, sind folgende Maßnahmen zu empfehlen:

  1. Schulung der Mitarbeiter, um OAuth-Phishing-Angriffe zu erkennen
  2. Drittanbieter-Apps nur mittels Whitelisting zulassen oder die Nutzung ganz untersagen
  3. In Office 365 können Drittanbieter-Apps mittels der CASB-Lösung von Microsoft (Cloud App Security) überwacht werden. Dieses Feature steht jedoch nur in der E5-Lizenz zur Verfügung.

Falls man vermutet, dass man mittels einer OAuth-App kompromittiert wurde, dann kann man dies in Office 365 über das von Microsoft für Office 365 veröffentlichte Vorgehen[1] nachvollziehen und die Berechtigungen der jeweiligen App deaktivieren. Grundsätzlich sollte die verdächtige App deaktiviert werden und es sollten die Berechtigungen entzogen werden. Anschließend sollten die Zugriffsprotokolle überprüft werden, um den Umfang der Kompromittierung zu verstehen.


[1] https://docs.microsoft.com/en-us/microsoft-365/security/office-365-security/detect-and-remediate-illicit-consent-grants