Die Macht der OSINT: Geheimdienste enttarnen leichtgemacht

Man kann politisch unterschiedlich dazu stehen, aber eines ist nicht zu bestreiten: Die Forschungsarbeit der Security-Researcherin Lilith Wittmann, in der mit einfachen Mitteln mutmaßlich zwei Außenstellen des Bundesamts für Verfassungsschutz enttarnt wurden, zeigt eindrücklich, wie mächtig „OSINT“ geworden ist.

Open Source Intelligence – die geschickte Nutzung und Verknüpfung öffentlich verfügbarer Informationen – war seit jeher ein Mittel der Geheimdienste. Durch die immer weiter voranschreitende Digitalisierung stehen jedoch auch Einzelpersonen mit etwas Geschick, Neugier und einem Internetzugang schier endlose Recherchemöglichkeiten zur Verfügung. Gepaart mit etwas Durchhaltevermögen und einer kleiner Prise Frechheit – wer hätte damit gerechnet, dass jemand einfach mal zu Fuß vorbeischauen und Klingelschilder vergleichen könnte? – ist schnell ein Niveau erreicht, das die Tarnfähigkeiten vieler Behörden übersteigt. Einfach weil es bisher ausreichte, ein paar Decknamen, Postfächer und tote Mailboxen vorzuhalten.

In der neuen Welt, in der Google-Fu, Suche in IP-Datenbanken und Crowd-Sourcing von Recherchen langsam zu Allgemeinbildung werden, müssen sich die Dienste zukünftig deutlich mehr einfallen lassen, um Deckmäntel aufrechtzuerhalten. Oder umdenken. Auch in der Security wurde mit Kerckhoffs‘ Prinzip Ende des 19. Jahrhunderts die Security through obscurity aufgegeben.

Ungelöst ist insbesondere die Herausforderung der physischen Verfolgung durch funkende Mini-Devices (Tags): Die Apple AirTags, mit denen Wittmann eine Postsendung bis ins Bundesamt für Verfassungsschutz verfolgen konnte, stellen auch an anderen Stellen eine Gefahr für Privatsphäre und Safety dar, lassen sie doch Menschen, Waren und Fahrzeuge für kleinstes Geld unbemerkt tracken. Und nicht alle haben die Mittel – wie theoretisch ein Geheimdienst –, um Scanner zu betreiben, die diese detektieren können.

https://lilithwittmann.medium.com/bundesservice-telekommunikation-enttarnt-dieser-geheimdienst-steckt-dahinter-cd2e2753d7ca