Im Fall der Patientin, die nach verschiedenen, auch internationalen Berichten wegen eines Cyberangriffs auf die Uniklinik Düsseldorf bedauerlicherweise verstorben war, müssten wir nun zurückrudern – wenn wir hier im Digest nicht schon im vergangenen September zur Vorsicht gemahnt hätten. Auch die Staatsanwaltschaft ist inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass der Tod nicht ursächlich mit dem fehlgeleiteten Angriff zusammenhing, der eigentlich nur die Universität hätte treffen sollen.
Zukünftig müssen wir jedoch damit rechnen, dass Tod und Cyber immer häufiger aufeinandertreffen werden, einfach schon aufgrund der Statistik bei immer stärkerer Abhängigkeit von IT in allen Bereichen. Wie wollen wir als Gesellschaft damit umgehen?
Zwei Sichtweisen sind dabei nicht hilfreich: Zum einen das Verteufeln des Computers. Es ist richtig: Mit zunehmender Abhängigkeit von Rechnern und Netzen handeln wir uns zusätzliche Risiken ein. Sonst würden Sie diesen Digest übrigens gar nicht lesen, ich ihn vermutlich nicht schreiben. Und es ist sicher wichtig, jeden Todesfall zu analysieren und die allgemeine Entwicklung zu beobachten. Die Häufung von Todesfällen im Straßenverkehr seit den 50er Jahren hat zu Recht zu immer weiter verschärften Regeln beim Fahren geführt. Das ist jedoch nicht dasselbe, wie sensationslüstern auf die ersten Totgecyberten zu warten.
Auf der anderen Seite sollten wir der Versuchung widerstehen, das Thema kleinreden zu wollen. Das Beispiel Corona lehrt uns, dass es genug Menschen gibt, die ihre Ängste durch „Wegerklären“ zu verdrängen versuchen. Wenn innerhalb weniger Monate 150.000 US-Amerikanerinnen und Amerikaner zufälligerweise alle „mit“ Corona, aber „an“ Lungenentzündung sterben, dann ist dieses Ding möglicherweise doch nicht so „harmlos“ wie die im Übrigen auch nicht selten tödlich endende echte Grippe. Genauso muss uns eine Zunahme von Todes- und Unfällen und übrigens auch schon von near misses, bei denen der Computer zwar nicht „schuld“, aber beteiligt war, aufhorchen und die Risiken überdenken lassen.
Haben wir also, sobald wir Corona überwunden haben, in den nächsten Jahren ein ruhiges, waches Auge auf das Sterben (an und) mit Cyber. Bitte bleiben Sie gesund!