DORA kann kommen

Mit dem Digital Operational Resilience Act (DORA) werden die Sicherheitsvorgaben für Finanzinstitute in Europa vereinheitlicht und geschärft. Ab Januar 2025 ist die EU-Verordnung anzuwenden, es bleibt also nur noch etwas mehr als ein Jahr Zeit. Daher hat die BaFin jetzt eine eigene Informationsseite zum Thema erstellt, auf der sie aktuell über die Entwicklungen berichtet und mit einer FAQ auch praktische Fragen beantworten will.

www.bafin.de/dora

Caught in the Act of Product Security: EU Cyber Resilience Act

Seitdem 2015 das IT-Sicherheitsgesetz in Kraft getreten ist, hat sich in der Regulierung zur Cybersicherheit viel getan. Immer mehr Sektoren wurden mit Anforderungen und Auflagen belegt, und neue Zielgruppen sind in den Fokus gerückt.

Allerdings hat sich die Aufmerksamkeit dabei bisher weitgehend auf die Betreiber von IT und OT gerichtet. Dies ist insofern unzureichend, als bestimmte Probleme ohne die Mitwirkung der Hersteller und Zulieferer nicht gelöst werden können. Diese Lücke möchte die EU nun mit dem Cyber Resilience Act schließen.

Die im Entwurf vorliegende Richtlinie sieht vor, dass Security Teil des CE-Kennzeichens wird. Dies betrifft alle Produkte „mit digitalen Elementen“, die in der EU in Verkehr gebracht werden. Security würde damit erstmals eine offiziell geforderte und zu zertifizierende Produkteigenschaft, inklusive beizulegender „SBOM“ (Software Bill of Materials, einer Auflistung aller verwendeten Softwarekomponenten) und der Pflicht zur Bekanntgabe ausgenutzter Schwachstellen innerhalb von 24 Stunden.

Zwar ist noch unklar, wie die Richtlinie durch die Mitgliedsstaaten, die Hersteller und den Markt am Ende umgesetzt wird, doch könnte sie durchaus geeignet sein, der Security in Produkten nachhaltig Schwung zu verleihen. Vorausgesetzt, sie wird bis zur Verabschiedung nicht noch verwässert.

P.S.: Unter „Produktsicherheit“ wird im Deutschen heute (noch?) weitgehend Safety verstanden. Das könnte sich zukünftig ändern, wenn Security ein gleichwertiger Bestandteil der –> Product Security wird.

https://www.taylorwessing.com/en/insights-and-events/insights/2022/10/the-cyber-resilience-act

https://fluchsfriction.medium.com/eu-cyber-resilience-act-german-version-ae2ed6166aea

Sie sind unter uns – Cyber-Einheiten in der EU

Einige Beobachter haben es länger schon vermutet, nun ist es Gewissheit: Staatliche Akteure haben begonnen, dezentrale Cyber-Einheiten in Europa zu stationieren. Nun wurde bekannt, dass tschechische Sicherheitsbehörden bereits 2018 eine Gruppe ausgehoben haben, die unter dem Deckmantel des Handels mit IT über Jahre verdeckte Cyberoperationen auf dem Boden der Tschechischen Republik bzw. von diesem aus durchgeführt hatte. Wie die Analyse des renommierten OPSEC- und Cyberspionageexperten „The Gruc“ – kaum jemand kennt den Klarnamen des Südafrikaners – zeigt, wurden die russischstämmigen Personen, die teilweise über tschechische Pässe verfügten, quasi als „freie Mitarbeiter“ des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB geführt, von diplomatischen Fahrzeugen aus mit Technik versorgt und vermutlich auch kontrolliert.

Das Rezept „People. Ideas. Hardware. In that order.“ des Militärstrategen John Boyd ist also bereits von der Russischen Föderation – und anzunehmenderweise weiteren Akteuren – auf eine neue Ebene gehoben worden. Zwar ist Geolokation für Cyberangriffe weniger relevant als für andere Waffengattungen, Staaten können jedoch auf diese Weise kostengünstig und risikoarm ihre Cyber-Zweitschlagskapazität hochfahren und geografisch verteilen.

Neu ist also: Akteure können auch „Auftragnehmer“ in anderen Ländern sein. TTPs (Tactics, Techniques and Procedures, anhand derer Angreifergruppen teilweise erkannt und ihre Aktionen u. U. vorausgesagt werden können) passen dann besonders schlecht zum üblichen Fußabdruck des Auftraggebers. Sie können sich in relativ kurzer Zeit frei bewegen und die logistischen Anforderungen sind extrem niedrig. Zeit für die Verteidiger, sich hierauf einzustellen.

https://gru.gq/2019/10/24/fsb-deploys-cyber-units-inside-europe-for-years/