Happy Birthday SYN, ACK!

Vor mehr als 50 Jahren fanden sich die ersten Computer zu Netzwerken zusammen. Damit kam auch schnell der Wunsch auf, die Grenzen dieser Netzwerke zu überschreiten und zwischen Netzwerken kommunizieren zu können – das Internetworking war erfunden. Wie immer in Pionierzeiten gab es viele verschiedene Ansätze. Die heute in Lehrbüchern so harmonisch nebeneinander dargestellten Ansätze des ISO-OSI-Schichtenmodells und von TCP/IP sind die wohl bekanntesten Konkurrenten jener Zeit. Sie führten sogar zu den transatlantischen „Protocol Wars“, die defacto von TCP/IP gewonnen wurden.

Als erstes Lebenszeichen von TCP/IP kann man die Mai-Ausgabe der „IEEE Transactions on Communications“ im Jahr 1974 annehmen, in der die beiden Protokolle und ihr Zusammenspiel in einem Artikel von Vinton Cerf und Robert Kahn eingeführt wurden. Daher feierte die IEEE auch jetzt am 19. Mai und nannte die Festivität ganz unbescheiden „den 50. Geburtstag des Internets“.

Wie in der Wissenschaft üblich, war aber nicht alles komplett neu oder bereits einsatzbereit, sondern basierte teilweise auf Vorarbeiten von Kollegen und wurde dann weiter verfeinert. So findet sich in dem Artikel bereits eine Skizze für den Handshake zum Verbindungsstart. Der ikonische Drei-Wege-Handshake mit „SYN, SYN ACK, ACK“ wurde aber erst kurz danach von Ray Tomlinson ergänzt, damals noch mit leicht erratbaren, zeitbasierten Initialwerten für die Sequenznummern, die dann später durch Zufallszahlen ersetzen wurden. Und so ist das Protokoll nicht nur robust gegen Ausfälle (das Ziel der frühen Internetworker), sondern auch heute noch gut gewappnet gegen Angreifer, die sich in die Verbindung einschleichen wollen.

Ein weiterer Vorteil der Schichtenmodelle ist, dass der Programmierer die Details der unteren Schichten nicht kennen muss, und dass sich die Protokollschichten um die gesamte Unbill komplexer Netzwerke kümmern. Das hat sicher auch dazu beigetragen, dass schnell viele TCP/IP-basierte Anwendungen entstanden und heute noch entstehen. Zu viel Abstraktion kann aber auch hinderlich sein. Daher wechselte das Protokollschwergewicht HTTP gerade vom Geburtstagkind TCP zum neueren QUIC als Grundlage – unter anderem, um mehr Einfluss auf die Flusskontrolle zu haben und den Verbindungsaufbau zu beschleunigen.

Video der Geburtstagsfeier: https://ieeetv.ieee.org/video/our-virtual-celebration-of-50-years-of-the-internet-an-ieee-milestone-event

Der ursprüngliche Artikel von 1974, leider nur über gut sortierte wissenschaftliche Bibliotheken lesbar: https://ieeexplore.ieee.org/document/1092259

Öffentlicher RFC, etwas später im Jahr 1974 veröffentlicht: https://datatracker.ietf.org/doc/html/rfc675

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