Security by Service Design 

Bilden Service Management und Information Security Management das Dream-Team zur dauerhaften Gewährleistung des Sicherheitsniveaus? Der Security by Service-Design (SxSD) Ansatz adressiert, dass Security in allen Bereichen des Service Managements mitgedacht und mitgelenkt wird – und sorgt so dafür, dass Sicherheit von der ersten Idee eines neuen Service über die Inbetriebnahme und den Regelbetrieb bis zur Außerbetriebnahme gewährleistet wird.  

Von Martin Glaser, Andreas Dassen, Franz Gläser und Robert Manuel Beck

Trotz allgegenwärtig zunehmender Sicherheitsvorfälle wird Security meist immer noch in einem von zwei Modi betrieben: entweder nach dem Gießkannenprinzip der Compliance (Gleiches Maß an Sicherheit für alle Services & Anwendungen) oder nach der Rettungsdienstlogik (Vorfall -> Management Attention -> Aktivismus), bisweilen mühsam getarnt durch das Label der Risikobasiertheit. Bei vielen Unternehmen folgt das IT-Sicherheitsprogramm noch keinem systematischen Grundsatz. 

In der Softwareentwicklung ist Security by Design ein wichtiges Paradigma, das hilft, Sicherheit frühzeitig und ganzheitlich im Code zu verankern. Dies zielt jedoch in der Regel auf einzelne Produkte ab, ist damit aufwendig, immer individuell umzusetzen und vor allem auf die Entwicklungsphase am Anfang des Lebenszyklus beschränkt. Der Ansatz Security by Service Design erweitert das Konzept von der Softwareentwicklung auf den gesamten Lebenszyklus der Services, mithin Einsatzzweck und Daseinsberechtigung der Produkte, also die Service-Erbringung. Für die betriebenen und angebotenen Services kommt somit eine angemessene Security nicht mehr zufällig heraus, sondern wird kontinuierlich an neue Bedrohungen, Technologien oder sonstige veränderte Anforderungen angepasst. 

Verankerung in der Serviceerbringung

Es existiert in der Praxis oftmals kein abgestimmtes Vorgehen zwischen Service Management und Information Security Management

Solange diese Trennung von Service Management und Security fortbesteht, finden im Prinzip zwei getrennte Kämpfe gegen dieselben Windmühlen statt. In Kombination mit fehlendem Business-Know-how auf beiden Seiten führt das dazu, dass die Ziele einerseits nicht aufeinander abgestimmt sind, andererseits Business-Anforderungen immer wieder individuell abgeholt werden müssen. Das wirkt auf alle Beteiligten im Geschäftsprozess dauerhaft zermürbend. 

Es fehlt also an einer Vorgehensweise, um die Serviceerbringung systematisch, ganzheitlich und dauerhaft mit der Security in das gesamte Service-Portfolio einfließen zu lassen. 

Andersherum wäre es hilfreich, Security als Kosten- und Nutzenfaktor durch das Service Management sicht- und messbar zu machen. Das wiederum, um die Kosten zu optimieren und den konkreten Nutzen für das Business herauszustellen. 

Dafür ist ein „Shift Left“ im Sinne einer Vorverlagerung analog zum Bereich der Softwareentwicklung notwendig. Dort hat das Konzept bereits einen großen Rückhalt. Security muss also von Anfang an in die Diskussion mit dem Kunden einfließen. Das verlangt nach einem intensiven Abgleich mit dem Business. So wird das richtige Maß an Sicherheit für jeden Service über den gesamten Lebenszyklus aufgebaut und aufrechterhalten. Dadurch werden Risikobasiertheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu Qualitätskategorien. Über diese wird mit Kunden verhandelt und nicht zuletzt auch die Preisfindung betrieben. Gelingen kann das jedoch nur durch tiefe Integration in andere Qualitätsprozesse und die eingesetzten Service Management Frameworks

Ist die Zusammenarbeit erfolgreich, ergibt sich für Information Security Management eine höhere Sicherheit. Denn das gewünschte Risikoniveau im Betrieb ist dauerhaft gewährleistet. Das garantiert reduzierten Stress durch weniger Feuerwehreinsätze und eindeutige Verantwortlichkeiten. Aufseiten des Service Managements lässt sich eine erhöhte Kundenzufriedenheit erzielen sowie gegebenenfalls auch ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt produzieren. 

Das neue Dream-Team 

Wenn es also gelingt, die Ziele von Service Management und Information Security Management aufeinander abzustimmen, kann eine Kette von Sicherheitsanforderungen vom Kunden des IT-Services bis hin zu den von den einzelnen IT-Bereichen erbrachten Services abgebildet werden.  

Dafür müssen Kunden beantworten, welche Anforderungen an Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit und weitere Werte der im Service verarbeiteten Informationen zu stellen sind. Durch Konkretisierung und Einstufung des Schutzbedarfs in einem Service-Level-Agreement (SLA) lassen sich dann reale Maßnahmen in der Serviceerbringung definieren. Das Service-Modell muss dafür das Wissen bereitstellen, welche Bereiche innerhalb der IT an der Leistungserbringung eines jeden Services beteiligt ist. Die Servicekomponente wird durch die Unterstützung von Information Security Management in Maßnahmen pro Bereich definiert. Damit wird das jeweilige Sicherheitslevel gewährleistet. Dazu stellt der Service-Manager mit Unterstützung durch Information Security Management sicher, dass das benötigte Sicherheitsniveau auch im Zusammenspiel der unterschiedlichen Servicekomponenten eingehalten wird. 

Die Sichtweise des Security by Service Designs ist folgende: Angestrebt wird die verlässliche Sicherheit des Services während seines gesamten Lebenszyklus – alle Beteiligten und Stakeholder dabei zu berücksichtigen ist eine Selbstverständlichkeit, egal ob sie innerhalb oder außerhalb der Organisation angesiedelt sind. 

Um das zu erreichen, muss das Service Design explizit auch Sicherheitsfragen berücksichtigen, dabei sowohl Bedrohungen von außerhalb der Organisation als auch die oftmals ignorierten internen Risiken beachten und sich vor allem in einer frühen Phase der Einführung und Entwicklung einbringen. Zusammenfassend gesprochen: Das Service Management muss alle vier Quadranten der von den Phasen Einführung und Betrieb sowie von externen und internen Bedrohungsquellen aufgespannten Matrix betrachten. 

Fazit 

Mittels Security by Service Design wird über den gesamten Service Lifecycle ein angemessenes Level an Sicherheit gewährleistet. So werden Potenziale für Sicherheitsverbesserungen aktiv gestaltet. Das Mittel dazu ist das Service Design, oder umfassender gedacht: das Service Management

Dank Security by Service Design können mithilfe des im Service Management kanalisierten Business-Know-Hows (wo?) gemeinsam mit der technischen Expertise der Security (wie?) Bedrohungen deutlich besser abgewehrt werden. Damit wird durch die Zusammenarbeit von IT-Service Management und Information Security Management Sicherheit effizienter auf das angestrebte Niveau gebracht. 

Autoren