Chatkontrolle abgewendet

In der Diskussion um die Einführung einer verpflichtenden Chatkontrolle gibt es neben der politisch umstrittenen Fragestellung ihrer Effektivität auch einen starken Sicherheitsaspekt. Selbst wenn eine Chatkontrolle eine unbestritten optimale Lösung wäre, stellt sich den praktisch veranlagten System-Ingenieuren die Frage der Umsetzung. Wie soll Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation für die „legitime“ Überprüfung durch staatliche Institutionen aufgebrochen werden, ohne die Sicherheitsziele dieser Anwendungen fundamental zu verletzten? Wie stellen wir sicher, dass dieser „Lawful Access“ nicht durch Kriminelle ausgenutzt wird, wie in der Vergangenheit immer wieder beobachtet?

Das sogenannte Client Side Scanning ist vielseitiger Kritik ausgesetzt: Unklare KI-Algorithmen, False-Positive-Meldungen und daraus folgende Überlastung der Behörden. Auch gibt es grundsätzliche Bedenken zur Einführung solcher Massenüberwachungssysteme. Die Beteuerung, dass sie nur zur Aufklärung von Straftaten genutzt wird, mag aktuell erfüllt werden, aber sind die Werkzeuge einmal etabliert, können sie in Zukunft ebenso für andere Zwecke genutzt werden.

Auch wenn die Diskussion um das Thema wohl früher oder später wieder aufflammen wird, so ist das Aussetzen der Abstimmung auf EU-Ebene doch ein Etappensieg für sichere Kommunikation und die Wahrung von Grundrechten.

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